Letzter Teil von Storchs Schumann-Analyse in der »Linzer Zeitung« (*) mit den spöttischen Bemerkungen über Theoretiker und Kontrapunktiker, die Bruckner, von Alois Weinwurm aufmerksam gemacht, auf sich bezog (**).
»Musikalisches.
Der Rose Pilgerfahrt.
II.
(Schluß.) [...] Wer [wie Schumann] so viel Gemüthstiefe mit so scharf durchdringendem Geiste in Conception und Einkleidung des gegebenen poetischen Stoffes paart, der darf wohl eine hervorragende Erscheinung, ein glänzender Stern am musikalischen Himmel heißen.
Schumann war nie eine jener traurigen Gestalten (Componisten) wie sie selbst jetzt noch in unserer Zeit mit gesenktem Haupte herumschleichen und glauben - wenn sie die Sache nur recht von der formellen Seite treffen, wenn sie nur den Contrapunkt in trostloser Abstraktion recht tüchtig handhaben und in scholastischer Dürre herumwühlen - sie haben der Kunst Genüge gethan. - Da irren sie aber gewaltig. - Der Weltmensch von Jetzt sitzt ihnen immer im Nacken; er begleitet sie zum Piano, wo ihre Gedanken Keime fassen, zum Papier, wo sie verarbeitet werden, ja selbst im Traume läßt er ihnen keine Ruhe, und aus diesem Zwiespalte geht ein Werk hervor, dem Janus nicht unähnlich, vorn das Gesicht von heute - und rückwärts den hinsterbenden Greis. - Wenn es doch unser besserer Nachwuchs über sich vermöchte, nicht immer an der Scholle kleben zu bleiben, sondern mit ruhigem Blicke sich auf die Zeithöhe zu schwingen - wie es Schumann gethan - es stünde anders um uns. - [/] Linz im Mai 1860. A. M. St.« (*).
»Musikalisches.
Der Rose Pilgerfahrt.
II.
(Schluß.) [...] Wer [wie Schumann] so viel Gemüthstiefe mit so scharf durchdringendem Geiste in Conception und Einkleidung des gegebenen poetischen Stoffes paart, der darf wohl eine hervorragende Erscheinung, ein glänzender Stern am musikalischen Himmel heißen.
Schumann war nie eine jener traurigen Gestalten (Componisten) wie sie selbst jetzt noch in unserer Zeit mit gesenktem Haupte herumschleichen und glauben - wenn sie die Sache nur recht von der formellen Seite treffen, wenn sie nur den Contrapunkt in trostloser Abstraktion recht tüchtig handhaben und in scholastischer Dürre herumwühlen - sie haben der Kunst Genüge gethan. - Da irren sie aber gewaltig. - Der Weltmensch von Jetzt sitzt ihnen immer im Nacken; er begleitet sie zum Piano, wo ihre Gedanken Keime fassen, zum Papier, wo sie verarbeitet werden, ja selbst im Traume läßt er ihnen keine Ruhe, und aus diesem Zwiespalte geht ein Werk hervor, dem Janus nicht unähnlich, vorn das Gesicht von heute - und rückwärts den hinsterbenden Greis. - Wenn es doch unser besserer Nachwuchs über sich vermöchte, nicht immer an der Scholle kleben zu bleiben, sondern mit ruhigem Blicke sich auf die Zeithöhe zu schwingen - wie es Schumann gethan - es stünde anders um uns. - [/] Linz im Mai 1860. A. M. St.« (*).
Datierung „Für [1]61. 26. Mai [1]860.« auf Doppelbogen No. 5 (»Dreistim[m]ige Canons«) im Studienheft 1860/61 (WAB 248) (***).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186005265, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186005265letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11