Bericht des Linzer Abendboten Nr. 291 (*) und der Linzer Zeitung (**) (Nr. 292? S. 1220f (***)) über das Konzert vom 16.12.1861 mit lobender Besprechung von Bruckners Vokalquartett »Du bist wie eine Blume«.
(*) Linzer Abendbote:
»Gründungs=Fest=Concert des Sängerbundes. [/] Vorgestern feierte der so strebsame und wackere Verein des Sängerbundes seinen 4jährigen Bestand durch ein Fest=Concert im Redoutensaale. [...] Eine sehr interessante Nummer des Programms war ein gemischtes Quartett von A. Pruckner, welchem H. Heine's schönes Gedicht "Du bist wie eine Blume" zu Grunde gelegt ist. Dieses sehr schön, und mit den lieblichen Worten entsprechender Zartheit komponirte Quartett ist überall des Erfolges sicher und ein neuer Beweis von Pruckners ungewöhnlicher musikalischer Begabung. Es wurde zum Triumpfe des Compositeurs und der Sänger und Sängerinnen (beide Fräulein Ritter, Weinwurm und Hummel) zur Wiederholung verlangt. [/] [...] Der artistische Erfolg des Concertes war also ein vollständig befriedigender. Wie war der pekuniäre? Wie es eben nur in Linz möglich ist, wo die Pflege der Musik so vernachlässigt wird wie fast in keiner zweiten deutschen Stadt. Hr. Röver darf sich übrigens nicht darüber grämen, daß sein Name keine stärkere Anziehungskraft übte. Wenn statt des seinigen der Name von Servais selbst auf dem Zettel gestanden wäre, so wäre sicher das Publikukm kein zahlreicheres gewesen. Es ist einmal hier so und läßt sich nicht ändern.« (*).
(**) Linzer Zeitung:
»Der "Sängerbund" in Linz. [/] Am 15. d. M. um 11 Uhr Vormittags beging der Männergesangs=Verein "Sängerbund" sein alljährliches Gründungsfest mit der Durchführung einer Vokalmesse von Santner ... und am 16. d. Abends 1/2 8 Uhr fand das Gründungsfest=Concert ... statt. [...] ... wäre ein größerer Besuch wünschenswerth gewesen. Ohne ungalant zu sein, wollen wir aus dem anziehenden Programm vor Allem die Glanznummern hervorheben, nämlich die ausgezeichnete Leistung des Cello=Virtuosen Herrn Röver aus Wien. [...] Außer diesem Hochgenuße war es zunächst Bruckner's prächtiges Vokalquartett "Du bist wie eine Blume", dem gleichfalls der Preis des Abends gebührt. So korrekt, sinnig und gemüthreich diese liebliche Komposition ist, so vortrefflich war auch der Vortrag derselben durch die Frls. Hermine und Wilhelmine Ritter und die Herren Weinwurm und Hummel, und mußte unter rauschendem Applaus wiederholt werden. Ebenso auch das schöne Lied "Ich grolle nicht", von Schumann, gesungen von Frl. Mina Ritter. Zu allen diesen Nummern leistete Herr v. Mayfeld mit bekannter Gediegenheit die Pianoforte=Begleitung. [...] Nach dem Concerte versammelten sich die Sangesbrüder in ihrem Vereinslokale zu einer gemüthlichen Abendunterhaltung, wobei Sekretär Melichar ein Gedicht auf den geschätzten Künstler Röver Bezug nehmend vortrug, dann ein Sonett, Hrn. Bruckner gewidmet; [...] Den Kunstfreuden können wir noch schließlich mittheilen, daß der Cello=Virtuose Herr Röver ein Wiederkommen in Aussicht stellte.« (**).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186112185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186112185letzte Änderung: Dez 14, 2024, 20:20