zurück 28.1.1868, Dienstag ID: 186801285

Brief des »Frohsinn«, vertreten durch Weißmann und Jungwirth (*), an Wagner: Berichtet von dem Erfolg des »Liebesmahles der Apostel« [21.3.1866]. Ob er die Ehrenmitgliedschaft annehme und eine Chorkomposition für eine Aufführung zur Verfügung stellen könne. Das Diplom folge später. Zur Unterstützung der Bitte liege ein Schreiben des Chormeisters [Bruckner] bei (**).

Der Text des Entwurfs lautet:
»[links:] An Wolgeboren Herrn H Richard Wagner, Compositeur per Adresse Herrn Hanns von Bülow Direktor der Königl. Musikkapelle etc
in
München
[rechte Spalte, Brieftext:] Euer Wolgeboren!
Hochverehrter Herr!
   Der hiesige Männergesangsverein „Liedertafel Frohsinn”, welchen zu repraesentiren derzeit die ergebenst Gefertigten die Ehre haben, hat in schuldiger Anerkennung der während seines 23 jährigen Bestandes noch durch keine Produktion in so hohem Grade erzielten, wahrhaft überwältigenden Wirkung und Begeisterung, welche die auf allgemeines Verlangen wiederholte Aufführung des „Liebesmahles der Apostel” auf Sänger u. Zuhörer hervorbrachte, einstim[m]ig den Beschluß gefaßt, Euer Wolgeboren zum Ehrenmitgliede unseres Vereines zu ernennen.
   Indem wir nun hievon Euer Wolgeboren mit der Bitte benachrichtigen, diesen schlichten Beweis der tiefgefühlten Verehrung u. Dankbarkeit Seitens eines strebsamen Vereins, die einzige demselben mögliche Auszeichnung nicht zu verschmähen, müssen wir zugleich um gütige Entschuldigung bitten, daß wir in Folge eines widrigen Zufalles das Diplom noch nicht beischließen können und vorläufig nur bitten können, selbes nachträglich noch gütigst annehmen und demselben dann ein bescheidenes Plätzchen unter Ihren vielen herrlicheren Lorbeeren einräumen zu wollen.
   Der ausgezeichnete Erfolg der besagten Aufführung und der begeisternde Eindruck, welchen das herrliche Werk „Liebesmahl der Apostel” auf uns Alle übte, hat in uns den lebhaften Wunsch erzeugt, durch baldige Aufführung eines ähnlichen Werkes ehestthunlich wieder eine ähnliche Composition [eingefügt: »von EWolgeboren, dieses ausgezeichneten u. Epoche machenden Tonsetzers,«] zur Aufführung bringen zu können, wozu sich unser für Ende März bevorstehendes Gründungsfest besonders eignen würde.
   Wir erlauben uns daher unmittelbar an EWolgeboren die kühne Bitte zu richten, uns gütigst [eingefügt: »recht bald«] ein ähnliches Werk sam[m]t den Bezugsquellen bezeichnen, oder, falls ein solches noch nicht im Verlage erschienen wäre, d. wir die Bitte wagen dürfen, uns gütigst unmittelbar zur Aufführung anvertrauen zu wollen, wobei wir noch bemerken, dß uns [eingefügt: »nebst der vorzgl. Regiments Kapelle „Kronprinz von Sachsen”«] auch ein ganz guter Damenchor zur Verfügung steht, [sieben Zeilen, bis zur Unleserlichkeit durchgestrichen] sowie, dß wir [zwei Worte durchgestrichen] gewiß Alles, was in unseren Kräften liegt, zur würdigen Aufführung mit Freude größter Freude aufbiethen u. EWolgeboren für diese besondere Güte stets dankbar sein würden.
   Indem wir zur Unterstützg unserer Bitte noch ein Schreiben unseres H Chormeisters beizuschließen uns erlauben, haben wir die Ehre, mit ausgezeichneter Hochachtung u. Verehrung zu zeichnen
für die Liedertafel
„Frohsinn”
Linz, 28/1 868.« (**a)
»Dr. Weismann, Vorstand 
Jungwirth, Schriftführer.« (**b).

(In einer Probe hatte Dr. Weißmann diese Idee erläutert und Bruckner gebeten, dem Brief einen Zettel beizulegen (***)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186801285, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186801285
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11