zurück 3.4.1868, Freitag ID: 186804035

Bericht der Linzer Tages-Post Nr. 78 auf S. 3 über die Hauptprobe zum morgigen Konzert [mit WAB 92] (*):
      »Gründungsfest der Liedertafel "Frohsinn".
   Wir haben neulich auf dieses interessante Fest im Allgemeinen hingewiesen und das Versprechen damit verbunden, sobald wir in die Lage kommen, etwas Näheres hierüber zu erfahren, dieses in unserem Blatte sogleich bekanntzugeben.
   Heute sind wir in der angenehmen Lage dieser Verpflichtung nachzukommen, indem wir uns durch Beiwohnung einer der Hauptproben die nähere Information erholten.
   Was wir in derselben von den Leistungen der Liedertafel unter ihrem ausgezeichneten Chormeister Bruckner vernahmen, wollen wir heute noch unbesprochen lassen und nur das konstatiren, daß der Verein mit wahrer Begeisterung jeden der durchwegs ausgezeichnet schönen und wirkungsvollen Chöre exekutirt, daß ein reizender Damenkreis bei den gemischten Chören die Liedertafel unterstützt, und daß wir nach dieser gehörten Probe aus voller Ueberzeugung den Mitgliedern dieses Vereines einen sehr genußreichen Abend versprechen können.
   Das Programm für das Gründungsfest besteht aus folgenden Nummern:
1. Entrée-Chor aus Thanhäuser von Richard Wagner, für gemischten Chor und Orchester. - Die Schönheit dieser Nummer dürfte in Linz bekannt sein, da dieselbe vor Jahren bei der Aufführung des „Thanhäusers” am hiesigen Theater sehr gefiel. [... Schubert, Kreuzer (Kreutzer), Mozart (Streichquartett mit Koschier, Geyer, Komczak jun., Selig), Zöllner ...] 
6. „Vaterlandslied” von Bruckner, Männerchor mit Tenor- und Bariton-Solo. Die Komposition dieses Chores ist so schön und die Effekte desselben so zündend, daß derselbe eines großen Erfolges nicht verfehlen wird. Dieser Chor gibt uns neuerdings Zeugniß von der außerordentlichen Begabung Bruckners. Die Exekutirung dieses Chors ist übrigens ungemein schwierig. [... Mendelssohn, Robert Schumann ...]
9. Es bleibt uns nur noch als letzte Konzert-Nummer Rich. Wagners Bariton-Arie und Schlußchor des 3. Aktes aus der noch unaufgeführten Oper „Die Meistersinger” kurz zu besprechen. Wir hatten leider nicht die Gelegenheit, auch diesen Chor zu hören, da derselbe als Ensemble mit Orchester noch nicht aufgeführt war und können nur beifügen, daß der Chormeister Bruckner, der schon Proben mit dem Orchester geleitet hatte, denselben geradezu als ein herrliches Meisterwerk mit wahrhaft großartiger Wirkung schildert und daß diese Musik auf ihn und jeden der Exekutirenden einen tiefen erschütternden Eindruck hervorbrachte.« (*).

Programmankündigung im Linzer Abendboten Nr. 78 auf S. 3 (**):
      »Zwischenakt.
Linz. Im Nachstehenden bringen wir das Programm zu dem morgen in den Lokalitäten des landschaftlichen Redoutensaales stattfindenden 24jährigen Gründungsfeste der Liedertafel „Frohsinn.” I. Abtheilung: 1) „Einzugsmarsch” aus der Oper Tanhäuser 2. Akt von Richard Wagner. - 2) „An die Entfernte,” Männerchor von Schubert. - 3) „Männerquartett” von Kreutzer. - 4) „Müllerlied” Männerchor von Zöllner. - 5) „Streichquartett” von Mozart in Es dur Nro. 4, ausgeführt von den Herren Koschier, Gayer, Komsak jun. und Seelig. - 6) „Vaterlandslied,” Chor mit Tenor und Bariton=Solo von Anton Bruckner. - 7) „Frühlingsahnung,” gemischter Chor von Mendelssohn. - 8) „Ritonell” [sic] von Schumann. - 9) „Bariton-Solo” mit gemischtem Chor und Orchester aus der Oper: Die Meistersinger; (Schlußchor des 2.
[sic] Aktes) von Richard Wagner. - II. Abtheilung: Liedertafel.« (**).

(Brief von Engelbert Lanz an den »Frohsinn«:
      »Linz den 3. April 1868
Euer Wohlgeboren!
   Es hat sich in der vergangenen Woche unter einigen der Herren Mitglieder der Liedertafel „Frohsinn” das Gerücht verbreitet, daß ich bei einer der Proben zur Haydn'schen Schöpfung eine für die gesanglichen Leistungen der Liedertafel Frohsinn in Linz beleidigende Äußerung gemacht hätte.
   Ich erkläre dieses Gerücht als unbegründet und unwahr, und bedaure, daß sich einige der Herren Mitglieder dieses Vereins zu Handlungen verleiten ließen, die nicht gegen mich, sondern gegen den Musikverein gerichtet waren.
   Was mich betrifft, so wäre ich Euer Wohlgeboren sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie mir diejenigen benennen könnten, welche aus eigener Wahrnehmung eine derartige Äußerung bezeugen könnten, um diese Mittheilung ersucht Sie dringend
Ihr
ergebener
Engelbert Lanzmp« (***)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186804035, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186804035
letzte Änderung: Okt 10, 2024, 22:22