zurück 19.8.1871, Samstag ID: 187108195

Besprechung der Orgelkonzerte in »Musical World« (*).

In einer Notiz des »Musical Standard« 1, Nr. 368, S. 209 (Kolumne »Table talk«) wird das Auftreten der auswärtigen Organisten in London als Fiasko bezeichnet (**a).

Die Programme der Londoner Orgelkonzerte der ersten Augusthälfte, auch die Bruckners, sind in »The Choir« 12, Nr. 247, S. 116 aufgelistet (**b).

Ankündigung des heutigen Konzerts in The Morning Post Nr. 30482 auf S. 1 in der 4. Spalte:
"CRYSTAL PALACE.–THIS DAY.
     Admission . . . . . . . . . . . . . 10 till 7.30
     Opera, "Lily of Killarney" . . . . .  3. 0
     Organ, Herr Anton Bruckner  . . . . 5.30
     The Fine Art Courts and Collections, [...] always open. Music and Fonatains [sic] daily.
     Admission half a crown, or by guinea season ticket.
[...]
LONDON INTERNATIONAL EXHIBITION
                          of 1871.
             WILL CLOSE on the 30th of September.
                  ORGAN RECITAL THIS DAY.
     At three, by M. Saint Saens, the French Organist.
     Military Band in the Horticultural Gardens at four" (**c).

Hinweis in The Times Nr. 27146 auf S. 1: "CRYSTAL PALACE.–THIS DAY.
     Admission . .   . . 10 till 7.30
     Opera, "Lily of Killarney" . .  3.0
     Organ, Herr Anton Bruckner   5.30
     The Fine Art Courts and Collections, [...] always open. Music and fountains [sic] daily.
     Admission half-a-crown, or by guinea season ticket." (**d).

Bruckners erstes Konzert im Londoner Kristallpalast (***).
Seine Registrieranweisungen zur Mendelssohn-Sonate haben sich erhalten (°).
Die Orgel (IV/65), 1857 von der Firma Gray & Davison erbaut, war 1871 um einige Register erweitert worden (°a).

Bruckner kommt in diesen Tagen in Kontakt mit dem Organisten des Kristallpalastes, James Coward, der ihm einen Band Madrigale schenkt, mit Ainstie Barry, E. Sommer u.v.a., deren Visitenkarten sich in Bruckners Nachlaß fanden (°°), und mit Kapellmeister Manns (#).

Bruckners »Sieg« beim Londoner Orgelwettbewerb wird auch in der Salzburger Chronik für Stadt und Land, Nr. 99, auf S. 539 (= S. 3) gemeldet (Text wie 17.8.1871):
   » - (Der erste Organist der Welt) ist der Oberösterreicher Anton Bruckner. Es [sic!] ist geboren zu Kronstorf an der Enns [sic], war zuerst Organist zu St. Florian, dann Domorganist in Linz, jetzt Hoforganist und Professor in Wien. Vor 2 Jahren trug er bei dem Orgelkrieg zu Nancy den Sieg davon; jetzt, am 6. und 8. August versuchten sich zu London auf dem größten Orgelwerk der Welt in der Alberthalle die berühmtesten Künstler; unserem Bruckner wurde einstimmig der Siegespreis, der von der Königin ausgesetzte Preis, zuerkannt. Zugleich ward er für künftiges Jahr eingeladen, nach England zu kommen, und in London, sowie anderen großen Städten Orgelconcerte zu veranstalten (##).

Der Welser Anzeiger Nr. 33 bringt diese Nachricht auf S. 5:
» ! Ein siegreicher Oberösterreicher. [... laut Konsularschreiben wurde Bruckner der Preis der Königin zugesprochen ... über die Dimensionen des Orgelwerks ... Bruckner für 1872 nach England eingeladen]« (##a).

Die Linzer Tagespost Nr. 189 gibt in ihrem Bericht auf S. 2f ebenfalls den 6. und 8.8.1871 als Tag des Orgelwettbewerbs an [Text nahezu identisch mit den Artikeln vom 12.8.1871]:
     " § Ein siegreicher Oberösterreicher. Einem aus London in Wien eingelangten Konsularschreiben entnehmen wir, daß der über Vorschlag der Wiener Handelskammer nach London entsendete Hof= und Domorganist Professor Bruckner (früher Domorganist in Linz) bei dem am 6. und 8. d. M. in der Albertshalle abgehaltenen Preis=Orgelspiele die Preis=Kommission sowohl als das Publikum entzückt hat, und daß ihm einstimmig der von der Königin für Produktionen auf der Orgel bestimmte Preis zugesprochen wurde. Die Orgel, auf welcher Bruckner spielte, ist die größte, die bisher existirt. Die Blasbälge derselben werden mit einer Dampfmaschine von 20 Pferdekraft in Bewegung gesetzt. Die Pfeifen haben eine Höhe bis zu 10 Klaftern. Herr Bruckner hat alle anderen Konkurrenten besiegt, und wurde aufgefordert, im kommenden Jahre in London und in allen größeren Städten Englands Orgel=Konzerte zu arrangiren." (###).

Die Illustrirte Zeitung (Leipzig) Nr. 1468 berichtet auf S. 143 (= S. 11):
     " - Bei dem am 6. und 8. August in der Albert=Hall in London stattgehabten Orgelspiel hat der auf Vorschlag der wiener Handelskammer dahin entsendete Hof- und Domorganist Bruckner den Sieg über sämmtliche Concurrenten davongetragen, und wurde ihm einstimmig der von der Königin für Productionen auf der Orgel zugesprochene Preis zugesprochen. Die von den Preisbewerbern benutzte Orgel ist das größte, bisjetzt existirende Riesenwerk dieser Gattung; die Blasebälge derselben werden mit einer Dampfmaschine von 20 Pferdekraft in Bewegung gesetzt. Bruckner erhielt die Einladung, im kommenden Jahre in London und anderen großen Städten Englands Orgelconcerte zu geben." (a).

Die Freien Pädagogischen Blätter Nr. 33 schreiben auf S. 515 (= S. 11):
     "Kurze Mittheilungen. Der Wiener Orgelkönig Prof. Bruckner hat bei dem Orgelkampfe in London den Preis davon getragen. Vor ein paar Jahren siegte er gleicherweise in Nancy. Bekanntlich wird Bruckner seinen Kollegen - er ist seiner Herkunft nach ein einfacher Schullehrer - auch bei Gelegenheit des Linzer Lehrertages etwas vorspielen." (b).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187108195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187108195
letzte Änderung: Feb 26, 2024, 14:14