Artikel von Franz Xaver Witt in den Fliegenden Blättern für katholische Kirchenmusik, 7. Jahrgang 1872, 2. Heft [15.2.1872], S. 16:
» Notizen.
1. [... Vereinsgaben ...]
2. Die Urania schreibt [siehe Oktober 1871]: Wie wir aus anderen
musikalischen Zeitungen ersehen und eben auch direkt aus London
erfahren, so hat der rühmlichst bekannte Orgelvirtuos C. A. Tod aus
Stuttgart, einer der ausgezeichnetsten Lehrer an dem weltberühmten
Konservatorium daselbst, das, beiläufig gesagt, die beste der
vorhandenen Musikschulen sein dürfte, welcher auf der Riesenorgel der
Alberthalle zu London sechs Concerte gab, trotz seinen ächt deutschen
und ächt künstlerischen Programmen – ohne "Bruckner=Reklame", vulgo Schwindel, – die nur Werke von S. Bach, Händel, Mendelssohn, Schumann
und Tod enthielten, großartigen Erfolg erzielt. – Dem Red. d. Bl.
gegenüber hat Fr. Liszt C. A. Tod als den ersten Orgelvirtuosen erklärt.
Sein Urtheil dürfte wohl das competenteste sein. – Da aber sich
durchaus widersprechende Nachrichten in verschiedenen Journalen
circuliren, so setzt die Red. hinzu, daß Hr. Anton Bruckner den von der
englischen Königin für Orgelspiel ausgesetzten Preis gewonnen haben
soll. Jedenfalls, mag dem sein, wie ihm wolle, ist Hr. Bruckner ein
ausgezeichneter Orgelvirtuose. Jüngst brachte die "Tonhalle" die
Nachricht, Bruckner sei seiner Stelle als Professor am Conservatorium in
Wien wegen Angriffen auf die Sittlichkeit einer Schülerin entsetzt
worden, wobei sie ihn aber vertheidiget und meint, dieser Grund der
Entsetzung sei nicht genügend erwiesen. Wir halten demnach Hrn. B. für
unschuldig.«Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187202155, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187202155letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11