zurück 24.10.1875, Sonntag ID: 187510245

2. Teil von Paillers Artikel im Oesterreichischen Volksfreund (Wien) Nr. 245, S. 2:
»Die größte Orgel Oesterreichs. 
(St. Florian am 18. October.) 
(Schluß.)
   Wäre es da zu verwundern gewesen, wenn nach den gemachten Erfahrungen, und da nun Krismann's Orgel auf immer vernichtet war, uns ein leises oder auch starkes Angstgefühl beschlichen hätte, ob denn doch das Riesenwerk als neuer singender Phönix, schöner und kräftiger aus den Trümmern auferstehen werde? [...] Enthüllt wurde dieses Denkmal feierlich am 18. October, am Vorabend des Namensfestes unseres Herrn Prälaten Ferdinand Moser. Zu allererst ins Feuer geführt ward die Vollendete von Prof. Bruckner schon am 17. Nachmittags, wo derselbe bereits die Bach'sche Toccata et Fuga einübte und wo sich die Mechanik schon gehörig bewähren konnte und bewährte. [...] Der k. k. Hoforganist und Professor Johannes [sic!] Bruckner, der berühmte Sieger im Nanziger Orgelkampf, verdankte ja die erste Weihe echter Tonkunst jener ehrwürdigen „Krismannin”, deren Klängereichthum ihm zur wohlbenützten Schule ward, und der jetzige Stiftsorganist Herr Joseph Seiberl [...] - kein Wunder, daß diese beiden Künstler innige Freunde sind, wahrlich sie gehören zusammen, wie Phantasie und Gemüth.
[... über die Programmfolge ...] Es folgte nach einem Salve regina v. Suriano (* 1620) die Toccata et Fuga, (wenn wir nicht irren in Dmoll) von Joh. Sebastian Bach, mit siegreicher Ueberwältigung der enormen Schwierigkeiten glänzend gespielt vom Professor Bruckner. [...] Und nun wieder Orgelspiel: Freie Phantasie über zwei Themate aus Händels „Alleluja” von Professor Bruckner; einer solchen Phantasie dankte der Herr Hoforganist einst den Siegeslorbeer zu Nanzig, mehr brauchen wir nicht zu sagen. Schon klang aus den einleitenden Tacten der „Phantasie” der Beginn des „Lobgesanges” rauschend an unser Ohr, und es ergoß sich nun der Wunderstrom dieser Mendelssohn'schen Cantate [...] 
Wilhelm Pailler.« (*).

Artikel (signiert »G. A.«) »Altes und Neues« in der Linzer Zeitung Nr. 245, S. 3: Über die Orgelfeier am 18./19.10.1875:
»[...] Mochte man bei Allen sichtlich die innere Rührung erkennen, die sie ergriffen, als unter den kunstgeübten Händen eines Brukner und seines tüchtigen Nacheiferers Seiberl die Orgel bald in majestätischen Accorden erklang und bald in den leisesten Stimmen erzitterte, so war es doch auch besonders das lebendige Wort ... [über die Kantate, mit Angabe einiger Mitwirkender, und über die (hypothetische) Meinung von Witt über die Programmgestaltung]« (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187510245, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187510245
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11