Notiz der Wiener Zeitung Nr. 156, S. 5, über Bruckners Berufung in eine Wettbewerbsjury des Konservatoriums:
»(Conservatorium.) Bei dem am 7. Juli am Conservatorium abgehaltenen Concurse der Schüler der Opernschule hat die Jury, bestehend aus den Herren [hier ohne die Titel: Hellmesberger, Bruckner, J. Epstein, L. Freiherr v. Hofmann, Dr. J. Standhartner. Dr. Wörz und Dr. Schelle], zuerkannt [Preisträger: Marie Linde, Ottilie Neus, Amalie Stahl, Henriette Klunzinger und Marianne Zips ... Termine der Schlußproduktionen: 11.7.1877, 12.7.1877 und 14.7.1877 um 3 Uhr im großen Musikvereinssaal]« (*).
Ähnliche Meldungen erscheinen auch
in der "Presse" Nr. 188 auf S. 10 (*a),
in der Neuen Freien Presse Nr. 4624 auf S. 5 (*b)
und im Illustrirten Wiener Extrablatt Nr. 188 auf S. 4 (*c).
Eduard Kulke erwähnt Bruckner lobend in seinem Artikel im "Vaterland" Nr. 188 auf S. 1f:
"Richard Wagner über katholische Kirchenmusik.
Ed. K. Vor Kurzem wurde in der Augustinerkirche Mozart's Requiem aufgeführt [11.6.1877]. Ich versäume eine Aufführung dieses Werkes niemals. Einige Tage später kam in der Hofcapelle eine Messe von Bruckner zur Aufführung [17.6.1877]; auch Bruckner's Compositionen gehe ich, so viel ich kann, gerne nach; sie haben für mich ein doppeltes Interesse - die in ihrem eigenen Werthe liegende Anziehungskraft, und die Freude an der Schöpferkraft eines befreundeten Künstlers von hoher Begabung. Von Mozart bis Bruckner ist auf dem Gebiete der Kirchenmusik ein weiter Weg zurückgelegt worden, fast ein ebenso weiter, wie von Palestrina bis Mozart. [... Auszüge aus Wagners Gesammelten Schriften, 2. Band, S. 307-359 ... neben der neu propagierten vokalen Kirchenmusik müsse zumindest anfangs der bisherige Bestand (mit Orchester) erhalten bleiben, das Orchester behalte aber seine Bedeutung in größeren geistlichen Konzerten - der gemischte Stil als selbständie Musikgattung ...] Was mich betrifft, so habe ich Wagner's Ansichten hier mitgetheilt ohne jeden Commentar, aber auch ohne mich von der Strenge seiner Forderungen so weit bestimmen zu lassen, Mozart's Requiem z. B. aus dem Gebiete der Kirchenmusik auszuschließen, und was die Neueren betrifft, wie z. B. Bruckner, so sagt derselbe vielleicht nicht mit Unrecht, wenn die Instrumentalmusik einmal zugelassen wird (und dies ist vorläufig noch der Fall), so muß sie so weit zugelassen werden, als ihre Mittel reichen, da gibt es keine Schranke." (**).
(Erstes Preisträgerkonzert des Wiener Konservatoriums unter der Leitung Hellmesbergers mit Werken von Schumann (Louise Bergmann, Klavier), Godefroid (Marie Rosenegger, Harfe), Chopin (Caroline Geißler, Klavier), Bach (Konzert für Orgel a-Moll, 1. Satz, Christian Schröder), Thomas und Schubert (Lieder, Marianne Zips), Schubert-Liszt (Wanderer-Fantasie, Anna Gyurkovich) und Henselt (Amalie Töpper, Klavier) (***)).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187707115, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187707115letzte Änderung: Dez 19, 2024, 10:10