zurück 5.4.1878, Freitag ID: 187804055

Kalendernotiz Bruckners: Beim Datum »4« [Numerierung der Unterrichtsstunden für Herrn Stern] (*).
 
Die tschechische Zeitschrift Cecilie berichtet auf S. 31 (= S. 7) von der Kirchenmusik am 24.3.1878 und erwähnt dabei Bruckners Mitwirkung als Organist [sinngemäßer Übersetzungsversuch, der Originaltext ist in tschechisch]:
     "Abschreckende Form moderner Ankündigung von Kirchenmusik. "Der Böhme" schreibt: Es sind nur einige Tage vergangen, seit bei unserer gesamten Leserschaft die Nachricht Empörung hervorrief, welche Art von Kirchenmusikaufführung in der Hofkirche St. Augustin stattfand - und wie allen Katholiken im Reich zum Trotz [zum Hohn?] kündigen die Wiener Blätter an: "In der k. k. Hofkirche St. Augustin wird am Sonntag den 24. März um 11 Uhr eine Messe und Graduale von Karla Seybra [sic! recte Karl Seyler] und Offertorium Arie von Stradella (Sopransolo!) aufgeführt. Das Solo wird Fräulein Kamilla Nordmann singen, die Orgel spielt Hoforganist Bruckner. Am Montag wird eine Wittassek-Messe aufgeführt, Graduale (Baritonsolo) von Vavr. Weise [Laurenz Weiß] und Offertorium (Sopransolo) von Franz Schubert. Die Soli werden H. Vilim Speyer [Wilhelm Speyer] und Frau Professorin Passy-Cornet singen. Herr Vockner wird auf der Orgel spielen. Mit der Hofkirche wetteiferten in weltlicher Musik die Pfarrkirchen in der Alservorstadt und in Altlerchenfeld. Da sangen die Soli: Frau Leopoldine Uherker, Fräulein Girsa und Emma von Scelezky, Wilhelmine Rafael und Bettina von Ivanova. - Dies ist sicher ein schönes Zeugnis des katholischen Geistes, der zur Zeit in Wien herrscht und gleichzeitig ein Zeugnis unserer unheilvollen kirchlichen Verhältnisse. Wo kein Sinn für kirchliche Kunst herrscht, ist auch kein Sinn für die Kirche selbst. Dem Herrgott würden die Wiener Pfarrer eher einen Gefallen tun, wenn sie statt gottloser Fanfaren dem tschechischen Volk lieber in der tschechischen Sprache predigen würden und mit ihm andächtig wenn auch nur im Stillen beten würden.
     Volná aplikace není zabranèna." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187804055, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187804055
letzte Änderung: Dez 16, 2024, 0:00