zurück 3.3.1881, Donnerstag ID: 188103035

Eduard Kulkes [nicht: Eduard Kremsers, siehe die Anmerkung] Besprechung der 4. Symphonie [»Bruckner ist der Schubert unserer Zeit«] im »Vaterland« Nr. 61 (Beilage) auf S. 9f:
           »Musik.
(Bülow. - Bruckner. - Labor.)

     Ed. K. Hans v. Bülow ist ein seltener Gast in Wien. [... über Bülow als Pianist, Dirigent und Komponist ...]
     Eine ganz anders geartete Künstlernatur (man könnte geradezu von einem Gegensatze sprechen) tritt uns in der Person des Componisten Anton Bruckner entgegen, dessen Symphonie in Es-dur in demselben Concerte unter der Leitung Hans Richter's zur Aufführung kam. Bruckner hat nichts von äußerem Glanz an sich, nichts Bestechendes, kaum etwas Gewinnendes, und im Verkehr ein nicht nur bescheidenes, sondern fast demüthiges Wesen; er ist ein ausgezeichneter Orgelspieler, einer der ersten, die es gibt, er legt kaum einen Werth darauf [... zitiert Bruckners Äußerung über Orgelkonzerte ... über die Wirkung auf die Nachwelt...]
     Bruckner ist der Schubert unserer Zeit. Es ist ein solcher Strom von Empfindungen in seinem Werke, und eine Idee drängt so sehr die andere, daß man den Reichthum seines Geistes wahrhaft bewundern muß [... über Bruckners neuartige Formgestaltung, seine Unabhängigkeit von Wagner, seine Eigenart ... keine Bemerkungen zur 4. Symphonie ...] Wenn Herbeck noch lebte! aber Bruckner kann warten; es sind doch bereits einige da, die ihn zu schätzen wissen, und was er schreibt, wird nicht begraben sein.
     [... über das Orgelkonzert von Joseph Labor am 4.1.1881. Labor gehöre nicht wie Bülow und Bruckner zu den Zukunftsmusikern, er sei eher ein Schatzgräber ...]«.


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188103035, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188103035
letzte Änderung: Mär 10, 2023, 12:12