zurück 13.3.1881, Sonntag ID: 188103135

Ein Artikel in der [Linzer] Tagespost Nr. 59 auf S. 4 über die 4. Symphonie zitiert [nahezu identisch] aus der Konstitutionellen Vorstadt-Zeitung vom 8.3.1881:
      » § Musik. Ueber unseren berühmten Landsmann, des [sic] Hoforgganisten [sic] Bruckner schreibt die "Vorstadt=Zeitung:" Einige Worte sind wir noch der jüngst aufgeführten Bruckner'schen Symphonie in Es-dur schuldig. Dieselbe zählt schlechtweg zu den bedeutendsten Arbeiten, welche in der nach=beethoven'schen Zeit auf dem Boden der Symphonie geleistet wurden. Es ist wahr: Längen fehlen nicht, manche instrumentale Geschmacklosigkeit, manche verwirrende Stockung läuft mit unter. Sollen diese kleinen Flecken aber den traurigen Vorwand leihen, die imponirende Größe und zwingende Macht des ganzen Gemäldes zu leugnen? Oder sollen wir mit der freudigen Anerkennung des Bruckner'schen Genius etwa zuwarten, bis der schlichte bescheidene Mann einmal seine ehrlichen treuen Augen für immer geschlossen haben wird? Nein. Wir wollen den Lebenden ehren und rühmen als eine der größten musikalischen Begabungen, die unser Oesterreich hervorgebracht. Für diese Begabung bringt seine neue Symphonie ein unwidersprechliches Zeugniß bei. Der erste Satz legt sich breit und wuchtig aus, der zweite bringt ein Ständchen, in dem das zärtliche Necken, Flüstern und Kosen der Streicher und Bläser eine reizende Wirkung übt, der dritte Satz setzt mit einem prächtigen Jagdmotiv ein und singt später ein allerliebstes Hirtenlied, der Schlußsatz strömt mit ungeschwächter Kraft und Fülle der Gedanken wie der Ausführung bis zur letzten Note einher. Daß die Symphonie von der zahlreichen Zuhörerschaft mit einem wahren Jubel aufgenommen wurde, haben wir bereits mitgetheilt.« (*).

(4. Gesellschaftskonzert unter Gericke mit Schumanns »Faust-Szenen« (**)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188103135, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188103135
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11