zurück 21.4.1881, Donnerstag ID: 188104215

Das Musikalische Wochenblatt (Leipzig) Nr. 17 bringt auf S. 207f eine Besprechung der Aufführung der 4. Symphonie [am 20.2.1881] (*:) durch Theodor Helm (»Musikbrief Wien«): Vergleiche mit Brahms, Erwähnung von Wagner, Liszt, Volkmann und Raff, Vergleich des 2. Satzes mit »Harold in Italien« von Berlioz.
     »[... über Bülow ...] Die Haupt- und Schlussnummer [...] war eine noch ungedruckte Symphonie unseres Organisten Anton Bruckner, und zwar dessen fünftes derartiges Werk und aus der Tonart Esdur gehend.
     [... über den stürmischen, aber gesteuerten Beifall ... laut Bülow sei Bruckner im Vergleich zum echten Symphoniker Brahms ein »Caricaturen-Zeichner« ... Einzelheiten seien aber »eines Beethoven vollkommen würdig« ... in der Erfindung und Instrumentation stünde Großartiges neben Launenhaftem, Unlogischem ...]
     [... Vorbehalte zum Finale, über das nach einmaligen Hören man nicht urteilen könne ...] bis dann auf einmal der unmittelbare Abschluss, d. h. ein letzter Anhang des Satzes diesen und mit ihm die ganze Symphonie auf eine bisher nicht erreichte Höhe des poetischen Ausdruckes erhob. Obgleich direct an die »Götterdämmerung« anklingend, wirken die Posaunen hier wunderbar feierlich, bei den letzten Takten der Symphonie könnte der Vorhang über eine der grossartigsten musikalischen Tragödien niederfallen - nur freilich dünkt uns garade dieser Ausgang durch den sonstigen Verlauf des - jedenfalls überwiegend interessanten - Tongedichts sehr wenig motivirt.
          (Fortsetzung folgt.)«
[Der Schlussteil dieser Wiener Musikbriefe in der Ausgabe vom 28.7.1881 gibt den Autor bekannt:] Dr. Theodor Helm.


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188104215, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188104215
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11