zurück 12.12.1888, Mittwoch ID: 188812125

Das Linzer Volksblatt Nr. 285 bespricht auf S. 3 das Konzert vom 9.12.1888, signiert "M. S." [Maximilian Schwarz]:
"31. Gründungsfestconcert des Männergesangvereines "Sängerbund".
     Der Männergesangverein "Sängerbund" hielt am Sonntag den 9. December im landschaftl. Redoutensaale sein 31. Gründungsfestconcert ab. Der Verein hatte für dieses Festconcert ein sehr reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm aufgestellt, welches in allen Theilen sehr gut durchgeführt wurde. Der "Sängerbund" ist ohne Zweifel unter den Gesangvereinen der Landeshauptstadt Linz der Zahl nach der stärkste; er bleibt aber auch in seinen musikalischen Leistungen hinter keinem Vereine zurück. [... jugendfrische Stimmen, sehr guter Besuch ...]
     Die musikalisch wertvollste Composition, die wir bei dem Festconcerte hörten, war das schöne Lied "Du bist wie eine Blume", componiert von Anton Bruckner und dem "Sängerbunde" gewidmet. Es gibt über diesen Text sehr viele, zumeist sehr schmachtende Compositionen, aber wir hörten noch keine Composition, die uns so gefallen hätte, wie die unseres Landsmannes Anton Bruckner. Die Damen Fr. Spängler, Fräulein Schütze und die Herren Ludwig Haslinger und Franz Haslinger sangen dieses Quartett in so vorzüglicher Weise, dass dasselbe stürmisch zur Wiederholung verlangt wurde.
     Herr Musikdirector A. Schreyer, zugleich Vereinschormeister des "Sängerbund", leitete das Festconcert mit Umsicht und Verständnis. Der "Sängerbund" kann sowohl mit dem musikalischen Eerfolge seines Gründungsconcertes, als auch mit dem materiellen Erfolge (der Reingewinn ist der I. Linzer Volksküche gewidmet) in hohem Grade zufrieden sein. Das Publicum war in sehr animierter Stimmung und kargte nicht mit seinem Beifalle.    M. S." (*).

In der Neuen Zeitschrift für Musik Nr. 50 erwidert Hugo Riemann auf S. 545 auf eine Besprechung seines "Katechismus der Musikgeschichte" durch Bernhard Vogel [am 28.11.1888 erschienen].
     Er beklagt vor allem Vogels Kritik an vermeintlichen stilistischen Schwächen, die mit unvollständigen Zitaten belegt würden. Positiv wertet er, dass Vogel drei Druckfehler entdeckt hat. Dass im Buch einige Komponisten nicht genannt werden (wie Volkmann, Hiller, Reinecke), sei kein Zeichen der Geringschätzung. "Bruch schätze ich hoch, und bestreite Hrn. Vogel das Recht, mir deswegen Mangel an Unterscheidungskraft vorzuwerfen; hält Hr. Vogel etwa Dvorak für bedeutender als Mendelssohn, oder Bruckner für bedeutender als Brahms, so mag er das mit der Nachwelt abmachen.
     [... über Lobes Katechismus der Musik ... sein (Riemanns) Buch habe sicher genug Fehler, mit deren Richtigstellung man] drei Spalten füllen könnte. Hr. Vogel aber hat dieselben nicht gefunden und doch drei Spalten über das Buch geschrieben!
     Hamburg, den 30. November 1888.      Dr. Hugo Riemann."
[in der Buchbesprechung vom 28.11.1888 wird Bruckners Name nicht genannt] (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188812125, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188812125
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11