zurück 10.3.1892, Donnerstag ID: 189203105

Die Musikalische Rundschau Nr. 8 bringt auf S. 65 einen Artikel von August Hamm über die Musikzustände in Österreich. Auch Bruckner teile das Schicksal österreichischer Komponisten, zu Lebzeiten nicht beachtet zu werden:
"                         Faul ist Manches
im Staate Dänemark! würde Hamlet bei genauerem Einblick in unsere Musikzustände neuerdings ausgerufen haben, namentlich wenn er Zeuge gewesen wäre des tosenden Korybantenlärms [... im philharmonischen Concert und in der Oper (Massenets "Werther" ...]. Das Wahrwort: Nemo propheta in patria, scheint wirklich eigens für Oesterreich erfunden zu sein. Einen wahren Musterbeleg hiefür bietet Anton Bruckner, ein Mann, der (noch dazu von glücklichen Umständen begünstigt) in hohem Greisenalter die Früchte erntet, die er irgend anderswo schon als Mann gepflückt. Er erntet . . .   wie viele aber säen, ohne je zu ernten, und dies auf den verschiedensten Gebieten musikalischen Schaffens – auch auf dem der Opernproduction, wo allerdings von den massgebenden Kreisen das Wenigste geschieht, um, wie es ja doch nur billig wäre, den einheimischen Talenten das Durchdringen zu erleichtern und ihnen die Geltendmachung ihrer Gaben zu ermöglichen. Es ist eine bittere Wahrheit, dass man dem Kunstschaffen der lebenden Generation auffallend geringe Interesses entgegenbringt. [...]." [eine Signatur auf der kopierten ersten Seite nicht sichtbar] (*).
 
Das Musikalische Wochenblatt Nr. 11 erwähnt auf S. 136 nochmals ganz kurz Bruckner und die 1. Symphonie [am 13.12.1891]:
                                              "Wien.
                             (Fortsetzung.)
     Wenden wir uns jetzt zu den Philharmonischen Concerten zurück,so finden wir im fünften Strauss' kühnen "Don Juan", [...] Rücksichtlich des dritten Concertes haben wir noch nachzutragen, dass vor Bruckner's Linzer Symphonie ein in Wien noch unbekannter holländischer Geiger Hr. Johannes Wolff mit sehr schönem Ton und vollendeter Technik, daher entsprechend unter grossem Beifall Spohr's "Gesangsscene" vortrug [... Signatur am 7.7.1892:] Dr. Theodor Helm." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189203105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189203105
letzte Änderung: Okt 01, 2023, 18:18