zurück 26.6.1892, Sonntag ID: 189206265

Kritik (signiert »-o.«) über die 4. Symphonie [am 15.6.1892] im Feuilleton im »Vaterland« Nr. 176 auf S. 1:
»Concert und Oper in der Ausstellung. Die vielgefürchtete Verlängerung der musikalischen Wintersaison, welche ermüdete Kritiker und erschöpfte Concertbesucher aus der Ausstellung herauswachsen sahen, hat sich bis jetzt nur in angenehmer Weise fühlbar gemacht. [... neue Konzertformate ...] – Aus den Symphonie=Concerten der letzten Tage ragt jenes des akademischen Wagner=Vereines schon durch sein normale Dimensionen überschreitendes Programm hervor. Den Hauptpunct desselben bildete die vierte (romantische) Symphonie von Anton Bruckner, dessen bereits vor längerer Zeit vorbereitete siebente Symphonie nur deshalb bisher in der Ausstellung nicht aufgefüßhrt werden konnte, weil die einzigen Tubenbläser Wiens – jene des philharmonischen Orchesters – ihre Mitwirkung versagten . . . . So war denn die vierte Symphonie Bruckner's das erste Werk des großen Meisters, welches in der Musikhalle zu Gehör gebracht wurde. Es wäre vergebliche Mühe, den Eindruck schildern zu wollen, den das erhabene Werk, welches zu Bruckner's zugänglichsten Schöpfungen zählt, bei dieser Aufführung erzielte. Die geniale Conception Bruckner's übertrifft auch in diesem Werke Alles, was die symphonische Kunst seit Schubert und Schumann geleistet hat. Nur leichtsinnige Oberflächlichkeit und absichtliche Bosheit können es wagen, Bruckner's Tondichtungen anzufechten; wo es ehrlich zugeht, findet Bruckner rückhaltlose Würdigung; so auch in dem erwähnten Wagner=Vereinsconcerte, das sich zu einem wahren Triumphe für den anwesenden Tondichter gestaltete – Hugo Wolf's abscheuliche – sit venia verbo – Musik zu dem Schauspiele "Das Fest auf Solhaug" von Ibsen wollen wir mit gebührendem Stillschweigen übergehen [... kurz über die anderen Werke, über andere Konzerte ... morgen der 20köpfige Amsterdamer a-capella-Chor unter Daniel de Lange, ausführliche Vorbesprechung ... Smetanas "Verkaufte Braut" erfolgreich ... im Theater] "Tragödie des Menschen" mit melodramatischer Musik von Julius Erkel und William Sichel. Die beiden Componisten mögen sich in die Ehren des Erfolges dieser musikalischen Tragödie redlich teilen; wir unterlassen es, zu untersuchen, wer von Beiden der Talentlosere ist.   -o.« (*).

Die Ostdeutsche Rundschau Nr. 26 kündigt auf S. 5 die Aufführung des Chores »Das deutsche Lied« [WAB 63] am 2.7.1892 an:
"     Der Wiener akademische Gesangverein veranstaltet Samstag den 2. Juli 1892 im Volksgarten seine Sommerliedertafel (IV. satzungsmäßige Aufführung, unter Leitung seines Chormeisters Herrn Professor Raoul Mader und unter Mitwirkung der Capelle des k. u. k. Infanterie=Regimentes Nr. 69 mit folgender Vortrags=Ordnung. I. Abtheilung. (Anfang 6 Uhr.) Vorträge der Militär=Capelle. II. Abtheilung (Anfang 8 Uhr), 1. Dr. Anton Bruckner: "Das deutsche Lied". 2. [ die weiteren Werke ... Kartenverkauf ...] Im Falle ungünstiger Witterung wird die Liedertafel auf Montag, 4. Juli, beziehungsweise Mittwoch, 6. Juli verschoben." (**).

Wesentlich knapper das Deutsche Volksblatt Nr. 1249 auf S. 8:
"      – Der Wiener Akademische Gesangverein veranstaltet unter Mitwirkung der Capelle des Infanterie=Regimentes Nr. 69 seine Sommer=Liedertafel am 2. Juli im Volksgarten. Das Programm enthält: Bruckner "Das deutsche Lied" (mit Orchester, zum erstenmale am 5. d. M. beim Festconcert in Salzburg aufgeführt), [... acht weitere Nummern ...]" (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189206265, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189206265
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11