zurück 16.2.1894, Freitag ID: 189402165

Die Deutsche Zeitung erwähnt in ihrem Artikel über Bülow [gestorben am 12.2.1894] den skurilen Einfall Bülows, Gutmann telegraphisch aus Budapest mitzuteilen, Bruckner werde auf den bulgarischen Thron berufen (*).
 
Auf diesen Text [oder den vom 15.2.1894?] greift auch die Linzer Tagespost Nr. 37 auf S. 4 zurück:
"     [Hans v. Bülow.] An einige Excentricitäten des verstorbenen genialen Musiker erinnert die "D. Ztg.": [... Anekdote mit der "Egmont-Ouertüre ...] Ein nicht minder merkwürdiges Verhalten bewies Bülow immer gegen den genialen Tondichter Anton Bruckner. Um denselben lächerlich zu machen, erlaubte er sich mancherlei Ulk  Als er einstens ein Beethoven=Concert in Budapest gab, telegraphierte er in der ersten größeren Pause an den Wiener Musikverleger Gutmann: "Auf allgemeinen Wunsch werde [sic] Anton Bruckner auf den erledigten Thron Bulgariens berufen." Der schon durch diese Depesche in seiner Nachtruhe gestörte Musikverleger wurde nach ein paar Stunden nochmals durch ein neues Telegramm aus dem Schlafe geschreckt, worin Bülow depeschierte: "Anton der Einzige ist bereits mit Jubel in Sofia aufgenommen und hat auch bereits sein Ministerium bestellt." Dasselbe enthielt die Namen von vier hervorragenden Verehrern Bruckners als Functionäre. –  Bülows Antisemitismus zeigt sich in folgendem Ausspruche. Auf die Frage, ob er für oder gegen die Vivisection sei, antwortete er, er wolle dieselbe nur bei den Juden beibehalten wissen." (**).
 
In einem Feuilleton der Ostdeutschen Rundschau Nr. 45 auf S. 1f wird kurz Bruckner erwähnt:
"                      Frau Kritika.
                      Von Spiridion.
                                I.
     Wenn man unserer Kritik die Ehre anthun wollte, sie zu personifiziren, so müßte man sie als ältliche, verwelkte Schöne darstellen, die durch raffinirte Toilettekünste ihre vollgezählten fünfzig Jahre zu verbergen sucht; als erfahren Kokette, die sich ihren Bewunderern niemals im Negligé zeigt, da es doch die Schlaffheit der üppigen Körperformen verrathen könnte; [... weitere Kriterien ... unsere Kritiker: glatte Maske, ohne Gefühl ...]
     Sie leiden sozusagen an einer Hypertrophie der kritischen Ader; sie stehen heute noch auf dem Standpunkt der alten Merker, die sie noch überbeckmessern. In ihrem Gebahren erinnern diese Herren einigermaßen an jenen alten Professor aus Hamerling's "Stationen", der vom deutsch=französischen Krieg erst einige Jahre später erfuhr, da er nur chinesische Zeitungen las. Nun, wenn es einmal die chinesischen Zeitungen bringen, daß Bruckner ein großer Komponist und Gerhart Hauptmann ein echter Dichter ist, dann werden es wohl auch die Hohenpriester unserer Kritik glauben. Bis dahin muß man sich eben noch gedulden.
     Ein Paar konkrete Beispiele aus der allerjüngsten Zeit werden uns vor grauer Theorie bewahren und auf den Kern der Sache bringen. [... einige Beispiele (ohne Bruckner) ...]
                                (Fortsetzung folgt.)" (***). [siehe die Anmerkung]
[Am 17.2.1894 über Gerhart Hauptmann und Ludwig Speidel am 17.12. in der NFP]


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189402165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189402165
letzte Änderung: Mai 23, 2024, 12:12