Aufführung des Adagios der 7. Symphonie in einem Außerordentlichen Populären Konzert unter Hermann Levi in Brüssel (*).
Der Pester Lloyd Nr. 106 bringt im Feuilleton auf S. 5f einen Berliner Musikbrief, in dem Bruckner und die Aufführungen der 7. Symphonie [6.1.1894] und 4. Symphonie [9.3.1895] erwähnt werden:
" Berliner Musikleben.
Oh Aegir, Herr der Konzertfluthen, will uns der Neck bedräuen? Ueber 700, sage und schreibe siebenhundert Konzerte wird die diesjährige Berliner Musiksaison umfaßt haben, wenn sie mit Gottes gütiger Beihilfe demnächst austönt, um von dem erhabenen Naturkonzert des Frühlings abgelöst zu werden. [... über die verschiedenen Konzertreihen ...]
An der Spitze der großen Berliner Orchesterkonzerte stehen zur Zeit die Symphonie=Abende der königlichen Kapelle. [... nach Bülows Tod Aufschwung unter Weingartner ... nicht mehr im Foyer, sondern im Opernhaus selbst ... modernere Programme (lebende Komponisten nur vereinzelt), Pflege von Liszt und Berlioz ...] Selbst Bruckner, vor dem sich unsere akademischen Hochschulkreise bekreuzigen, wie vor dem leibhaften Gottseibeiuns, selbst er hat jetzt seine trauliche Zufluchtsstätte in den Opernhauskonzerten gefunden. Der Erfolg seiner E-dur-Symphonie war ein sehr großer, jener der Symphonie in Es wohl um einen halben Ton tiefer, aber immer noch mächtig genug, um den greisen Tondichter für manche Unbill seiner Künstlerlaufbahn zu entschädigen. Des Weiteren brachte Weingartner Novitäten von [...].
Die philharmonischen Konzerte (Dirigent: Richard Strauß) haben den eben gekennzeichneten Symphonie=Abenden gegenüber einen recht schweren Stand [... nachteilig war das "Interregnum" nach Bülow (Hermann Levi, Hans Richter, Felix Mottl u. a.) ... Überblick über die Philharmonischen Konzerte ...]
[... ein Konzert mit Gustav Mahler ... Bedenken wegen der Anhebung der Satzzahl ...] Die größten Meister verschiedener Epochen, von Mozart und Beethoven bis auf Brahms und Bruckner, haben uns bewiesen, daß sich mit ihr zur Noth ganz erträglich auskommen läßt! Zudem hat Mahler wahrhaftig nicht so viel zu sagen, daß die Sprengung des üblichen Umfanges und der hergebrachten Form durch die Ueberfülle des Ideengehaltes irgendwie gerechtfertigt erscheinen würde. [... über Mahler ... weitere einzelne Konzerte, oft mit "überwuchernder Mittelmäßigkeit" ...] Wir müssen nicht von Allem haben und begnügen uns in Demuth mit dem Besten!
Berlin, im April.
Julius Mannheimer." (**).
" Berliner Musikleben.
Oh Aegir, Herr der Konzertfluthen, will uns der Neck bedräuen? Ueber 700, sage und schreibe siebenhundert Konzerte wird die diesjährige Berliner Musiksaison umfaßt haben, wenn sie mit Gottes gütiger Beihilfe demnächst austönt, um von dem erhabenen Naturkonzert des Frühlings abgelöst zu werden. [... über die verschiedenen Konzertreihen ...]
An der Spitze der großen Berliner Orchesterkonzerte stehen zur Zeit die Symphonie=Abende der königlichen Kapelle. [... nach Bülows Tod Aufschwung unter Weingartner ... nicht mehr im Foyer, sondern im Opernhaus selbst ... modernere Programme (lebende Komponisten nur vereinzelt), Pflege von Liszt und Berlioz ...] Selbst Bruckner, vor dem sich unsere akademischen Hochschulkreise bekreuzigen, wie vor dem leibhaften Gottseibeiuns, selbst er hat jetzt seine trauliche Zufluchtsstätte in den Opernhauskonzerten gefunden. Der Erfolg seiner E-dur-Symphonie war ein sehr großer, jener der Symphonie in Es wohl um einen halben Ton tiefer, aber immer noch mächtig genug, um den greisen Tondichter für manche Unbill seiner Künstlerlaufbahn zu entschädigen. Des Weiteren brachte Weingartner Novitäten von [...].
Die philharmonischen Konzerte (Dirigent: Richard Strauß) haben den eben gekennzeichneten Symphonie=Abenden gegenüber einen recht schweren Stand [... nachteilig war das "Interregnum" nach Bülow (Hermann Levi, Hans Richter, Felix Mottl u. a.) ... Überblick über die Philharmonischen Konzerte ...]
[... ein Konzert mit Gustav Mahler ... Bedenken wegen der Anhebung der Satzzahl ...] Die größten Meister verschiedener Epochen, von Mozart und Beethoven bis auf Brahms und Bruckner, haben uns bewiesen, daß sich mit ihr zur Noth ganz erträglich auskommen läßt! Zudem hat Mahler wahrhaftig nicht so viel zu sagen, daß die Sprengung des üblichen Umfanges und der hergebrachten Form durch die Ueberfülle des Ideengehaltes irgendwie gerechtfertigt erscheinen würde. [... über Mahler ... weitere einzelne Konzerte, oft mit "überwuchernder Mittelmäßigkeit" ...] Wir müssen nicht von Allem haben und begnügen uns in Demuth mit dem Besten!
Berlin, im April.
Julius Mannheimer." (**).
Kanzleivermerk "prs. 4 Mai 1895. | Z. 776." auf dem Brief Bruckners vom 30.4.1895 (***).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189505045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189505045letzte Änderung: Nov 16, 2024, 21:21