Neue Werke kamen mit den neuen Dirigenten. Direktor Kitzler gab uns von seinem eigenen Wesen: Eine »Trauermusik« von edler Feierlichkeit. »Dem Andenken Anton Bruckners« gilt ihr weltabgewandter Ernst. Kräftig, in moderner Harmonisierung schreiten die Klagemotive einher, mit strengen, gemessenen Schritten, wie paarweise gereihte Trauergäste. In breiter saftiger Melodik erklingt das Gesangmotiv der Streicher, den »Schmerz in linde Wehmut« lösend. Ein lebensfrohes Trio durchbricht mit sanften Lichtern das abendliche Düster, und Harfenarpeggien schwirren dazwischen, wie das Rauschen unsichtbarer Schwingen. Ein seltsames Paradoxon, daß gerade diese Trauermusik die freudigsten Stimmungen erweckte; ehrliche Freude über die unversiegte Schaffenskraft eines Siebzigjährigen, dessen Leben nur »Mühe und Arbeit« gewesen ist. […]"
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190511135, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190511135letzte Änderung: Apr 20, 2023, 11:11