zurück 26.1.1906, Freitag ID: 190601265

Aufführung der 4. Symphonie durch das Kaim-Orchester unter Schneevoigt in einem Volkskonzert in München (*).
 
Im Grazer Tagblatt Nr. 25 bespricht Wilhelm Kienzl auf S. 1f u. a. Otto Kitzlers "Trauermusik":
                "Neue Musik.
          Besprochen von Dr. Wilhelm Kienzl.
     Es mag wohl manchem sonderbar erscheinen, daß ich es unternehme, den alten Pierluigi da Palestrina (1514-1594) unter der Überschrift "Neue Musik" zu empfehlen. [... Seite 2:] Ein edel erfundenes Stück mit einem gewissen Zug ins Große ist die im Klavierauszuge zu vier Händen bei Schlesinger in Berlin erschienene "Trauermusik" für großes Orchester* [Fußnote: * Das Orchestermaterial kann von der Verlagshandlung leihweise bezogen werden.] von Otto Kitzler, dem Sohne des bekannten ehemaligen Brünner Musikdirektors und Lehrers Bruckners Otto Kitzler senior. Die Trauermusik, die ihre volle Wirkung selbstverständlich erst im orchestralen Gewande entfalten kann, ist "dem Andenken Anton Bruckners" gewidmet, und man merkt es ihren Tönen an, daß diese Widmung mehr als eine bloß auf den Titel gedruckte ist, daß sie vielmehr einer aus intimer Beschäftigung mit der Muse des großen Symphonikers hervorgangenen herzlichen Verehrung entsprungen ist. Das Bruckner'sche Vorbild leuchtet aus den feierlich-ernsten Klängen des Hauptteiles wie aus den mild versöhnlichen des Trios hervor, ohne daß das Werk dadurch an seiner Selbständigkeit Einbuße erleidet. Wer Bruckner liebt, sollte sich auch mit Kitzlers Trauermusik bekannt machen, die mir besonders dazu berufen erscheint, bei Bruckner-Gedenkfeiern aufgeführt zu werden. Wie ich erfahre, hat das Werk gelegentlich seiner ersten Wiedergabe in Brünn tiefen Eindruck erzielt." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 190601265, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-190601265
letzte Änderung: Apr 20, 2023, 11:11