zurück 19.1.1917, Freitag ID: 191701195

Die Detroiter Abend-Post Nr. 18228 berichtet auf S. 16 von Bruckners Dank bei den Proben zur 4. Symphonie [vor dem 20.2.1881]:
"         Erinnerungen an Hans Richter.
     Außer in Bayreuth, wo Hans Richter gestorben ist, wird wohl nirgends so schmerzlich sein Tod berührt haben, als in Wien, [...]. An Richters Uhrkette hing ein Maria Theresiataler, von dem er selbst eine Geschichte zu erzählen pflegte. Der Taler sei ein Andenken gewesen an einen Tag, da er geweint habe. Er dirigierte zum erstenmal in Wien in der Probe eine Sinfonie von Anton Bruckner, der damals zwar schon ein alter Mann war, aber als Komponist noch nicht den verdienten Ruhm genoß; seine Werke wurden kaum jemals aufgeführt. Als die Sinfonie beendet war, kam Bruckner zu Richter, strahlend vor Begeisterung und Glut, und Richter fühlte plötzlich, wie er ihm etwas in die Hand drückt. "Nehmen Sie das", sagte Bruckner, "und trinken Sie auf meine Gesundheit ein Glas Bier!" Richter nahm den Taler und bewahrte ihn als Erinnerung an den ausgezeichneten Mann und an die Tränen, die ihm angesichts der Dankbarkeit des alten Musikers kamen, die sich mit solch rührender Naivität geäußert hatte. Bis 1898 hatte Richter fast  ein Vierteljahrhundert an der Spitze der philharmonischen Konzerte in Wien gestanden, und als er schied, war es ein großer Schmerz der Künstler, die unter ihm gewirkt hatten.
     Zahlreiche interessante Erinnerungen bewahrt natürlich Richter an Wagner, [... am 31.12.1871 stellt Nietzsche in Triebschen seine Komposition "Silvesterglocken" vor ... Diener Jakob mildert Wagners Ärger zu einem Lachen ... Wagner: kennt Nietzsche ...], ohne dergleichen zu ahnen, und nun kommt er so meuchlings, die Partitur im Gewande". [... Richter war auch Wagners Trauzeuge am 25.8.1869 ...]."


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 191701195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-191701195
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11