zurück 20.6.1932, Montag ID: 193206205

Bei der Gedächtnisfeier für Emil Hertzka im Kleinen Musikvereinssaal in Wien erklingt auch ein Werk Bruckners.
Alban Berg geht in seiner Rede auch auf Bruckner ein:
    "[...] das Programm dieser unserer heutigen Gedenkfeier mit seinen drei Komponisten: Bruckner, Mahler und Schönberg, die vereinigt in einem Konzert zu finden, uns heute ebenso selbstverständlich erscheint, wie es damals gewagt war, auch nur einen von ihnen aufzuführen.
    Erinnern Sie sich, meine Damen und Herren, was sich in den Sälen dieses Gebäudes abspielte, wenn solche Musik erklang. Selbst der damals schon einige Jahre tote Bruckner war weit von dem entfernt, was man "allgemein anerkannt" und "durchgesetzt" nennt. Um sein Werk dem Verständnis der Welt näherzubringen, mußten Vereine gegründet werden, die sich die Aufgabe stellten, durch einführende Vorträge und vierhändige Aufführungen seiner Symphonien - ich erlebte selbst so etwas in diesem Saale hier - das zu machen, was man heute Propaganda nennt, und was damals für Bruckner eben noch notwendig war. Ja selbst seine Schüöer, und die, die als sseine nächsten Freunde galten, hielten es damals noch für angemessen. seine Werke zu retouchieren, sie mit weitgehenden "Strichen" zu versehen, sie also - um sie für die musikalische Welt überhaupt genießbar zu machen - zu verstümmeln.
    War also die Pflege selbst Bruckners Musik damals noch ein Problem und mehr eine interne Angelegenheit von Vereinen (die seinen Namen trugen oder den Wagners und Hugo Wolfs, ...), wie stand es erst um die Pflege der Musik Mahlers und Schönbergs? [...]"


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 193206205, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-193206205
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11