Besprechung der 7. Symphonie [30.11.1933] durch Julius Goetz in den Leipziger Neuen Nachrichten:
»[...] Wenn nun der 74jährige Muck mit seiner wohl berühmtesten Leistung auf dem Gebiete der symphonischen Musik, der Darstellung der Siebenten von Bruckner, auf dem Gewandhaus-Podium erscheint, so wirkt in der ehrfurchtgebietenden Künstlergestalt mit dem ergreifenden Wagner-Profil eine andere bedeutsame Erinnerung fort. Muck dirigiert die gleiche Symphonie, die er im Jahre 1886, zwei Jahre nach der Uraufführung in Leipzig unter Nikisch, in Anwesenheit ihres Schöpfers in Graz zum ersten Male aufführte. (Bruckner soll von dem Klang so erschüttert gewesen sein, daß er dem 27jährigen Muck in seiner überströmenden Dankbarkeit das 'Du' angeboten habe.)
Die 47 Jahre, die Dr. Muck nun schon mit dieser Partitur geistig verbunden ist, schaffen auch an seiner Deutung des Werkes mit und verleihen dem Konzert eine Weihe, die über den Bannkreis des reinen Kunstwerkes weit hinausreicht und Menschliches mit einschließt. Aus diesem Grunde wäre es verfehlt, die Aufführung mit anderen Aufführungen von Bruckners E-Dur-Symphonie zu vergleichen oder gar dem Dirigenten Muck und seiner sichtbaren Eigenart irgendeinen Dirigiervirtuosen mit seinen Besonderheiten abwägend gegenüberzustellen. Muck musiziert diesen Bruckner mit einer abgeklärten künstlerischen Weisheit, für die jedes Geheimnis der Partitur längst enträtselt und jedes Problem ihrer Form endgültig gelöst ist. Die überaus sparsame Dirigierbewegung, mit der er das Orchester lenkt, spricht einen Gestaltungswillen aus, für den es keine Entdeckung, keine Eroberung und keine neue Ueberwältigung mehr gibt und dem jede Eigenwilligkeit fernliegt. Diese geistige Ruhe bestimmt in allen Teilen der Aufführung die Klanggebung. Sie ist in dem seelischen Aufschwung der Ecksätze zu spüren, sie füllt die Inbrunst des Adagios aus, und sie rechtfertigt selbst noch die auffallend breiten Zeitmaße im Scherzo. Das Gewandhaus-Orchester spielt so schön, wie es vermag. [...]
Muck wurde bei seinem Erscheinen auf dem Podium mit betonter Herzlichkeit begrüßt und nach dem Bruckner mit besonderer Wärme gefeiert.«
»[...] Wenn nun der 74jährige Muck mit seiner wohl berühmtesten Leistung auf dem Gebiete der symphonischen Musik, der Darstellung der Siebenten von Bruckner, auf dem Gewandhaus-Podium erscheint, so wirkt in der ehrfurchtgebietenden Künstlergestalt mit dem ergreifenden Wagner-Profil eine andere bedeutsame Erinnerung fort. Muck dirigiert die gleiche Symphonie, die er im Jahre 1886, zwei Jahre nach der Uraufführung in Leipzig unter Nikisch, in Anwesenheit ihres Schöpfers in Graz zum ersten Male aufführte. (Bruckner soll von dem Klang so erschüttert gewesen sein, daß er dem 27jährigen Muck in seiner überströmenden Dankbarkeit das 'Du' angeboten habe.)
Die 47 Jahre, die Dr. Muck nun schon mit dieser Partitur geistig verbunden ist, schaffen auch an seiner Deutung des Werkes mit und verleihen dem Konzert eine Weihe, die über den Bannkreis des reinen Kunstwerkes weit hinausreicht und Menschliches mit einschließt. Aus diesem Grunde wäre es verfehlt, die Aufführung mit anderen Aufführungen von Bruckners E-Dur-Symphonie zu vergleichen oder gar dem Dirigenten Muck und seiner sichtbaren Eigenart irgendeinen Dirigiervirtuosen mit seinen Besonderheiten abwägend gegenüberzustellen. Muck musiziert diesen Bruckner mit einer abgeklärten künstlerischen Weisheit, für die jedes Geheimnis der Partitur längst enträtselt und jedes Problem ihrer Form endgültig gelöst ist. Die überaus sparsame Dirigierbewegung, mit der er das Orchester lenkt, spricht einen Gestaltungswillen aus, für den es keine Entdeckung, keine Eroberung und keine neue Ueberwältigung mehr gibt und dem jede Eigenwilligkeit fernliegt. Diese geistige Ruhe bestimmt in allen Teilen der Aufführung die Klanggebung. Sie ist in dem seelischen Aufschwung der Ecksätze zu spüren, sie füllt die Inbrunst des Adagios aus, und sie rechtfertigt selbst noch die auffallend breiten Zeitmaße im Scherzo. Das Gewandhaus-Orchester spielt so schön, wie es vermag. [...]
Muck wurde bei seinem Erscheinen auf dem Podium mit betonter Herzlichkeit begrüßt und nach dem Bruckner mit besonderer Wärme gefeiert.«
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 193312015, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-193312015letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11