zurück 27.10.1944, Freitag ID: 194410275

Eintrag von Richard Strauss in ein Erna Hanfstaengl gehörendes Buch (Fritz Klatt: Griechisches Erbe. Das Urbild der Antike im Widerschein des heutigen Lebens. Berlin 1943):
   »Das Schlußwort zu diesem u. ähnlichen gutgemeinten, im Nebel unvollkommen menschlichen ‚Wissens’ u. vergeblich sich wähnender Platonischer ‚Vernunft’ [eingefügt?] (* herumirrendes Fabulieren) hat die Musik geschrieben u. zwar Ritter von Gluck in seinen Iphigenien, Orpheus - Richard Strauss in Elektra (5. Jahrhundert v. Chr.,) ägyptische Helena (4. Jahrhundert), Ariadne, Daphne, die Liebe der Danae, in denen die bisher verzweifelt gesuchte griechische Seele durch die Symbole des modernen Orchesters zur unmittelbaren Offenbarung geworden ist. Eine Mozartsche, Beethovensche, Schubertsche bläst die süßliche Phrasen sämtlicher Werke der Herrn Stefan George, Rilke übern Haufen, gleichwie 8 Takte des Tristan das dilettantisch sagen wir dile-tirerische Aufbrausen Nietzscher Impotenz gleich den hoffnungslosen Steigerungen Brucknerscher Sinfonien zu Staub zermürben! Diese geistreichen Literaten mit ihrer bis zu Hegel reichenden philosophischen Bildung vergessen stets daß die seit 2 Jahrhunderten erfundene Musik der letzte Gipfel der Gestaltkultur ist. Garmisch 27.10.44 Richard Strauss.«


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 194410275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-194410275
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11