zurück 25.7.1822, Donnerstag ID: 182207255

Gesuch Joseph Bruckners an Propst Michael Ziegler um Dienstenthebung:
"Euer Hochwürden und Gnaden!
Der Unterzeichnete findet sich wegen köperlichen Gebrechen veranlaßt, den hiesigen Schul= und Mesnersdienst zu Gunsten seines Sohnes Anton Bruckner, Schulgehülfen alhier abzutretten, aus folgenden Ursachen.
1. Hat derselbe schon das 72[hoch:]zigste Lebensjahr zurückgelegt, und ist daher nicht mehr im Stande bey der Schule wesentliche Dienste zu leisten.
2. Ist er öfters kränklich, und somit Warte und Pflege nöthig, die ihm seine Tochter Anna Maria, die ganz taub ist, nicht leisten kann.
3. Besitzt sein Sohn die erforderlichen Eigenschaften eines Schulmanns, ist 32 Jahre alt, hat durch 14 Jahre alhier als Gehülfe gedienet, und kann ihm, wenn er sich verehelichet, die nöthige Wartung und Pflege beanspruchen.
4. Besteht die Erträgniß des hiesigen Schuldienstes nach anschlüßiger Fassion aus 200 f in W:W: und 85 f in C: M:. Er spricht von diesen Einkünften, sein gegenwärtiges Schlafzim[m]er zur Wohnung, und die unentgeldliche Kost, Wartung und Pflege an; und wenn sich beide wegen der Kost nicht vertragen konnten, so hätte ihm sein Sohn, oder dessen Nachfolger den dritten Theil von Korn und Habersam[m]lung zu überlassen, und ihm jährlich 40 f in C:M: in viertljährigen Raten zu bezahlen.
Auf diese Weise würden dem antrettenden Schulmanne 200 f in W:W: und 12 Metzen Korn, und 12 Metzen Haber als Kongrua verbleiben.
5. Verbindet sich der Gefertigte von den Mesnersdiensten dasjenige zu verrichten, was er im Stande ist.
6. Würde durch diese Dienstes Veränderung das gewiß bedauerungswürdige Schicksal seiner Tochter AnnaMaria dadurch erleichtert, da sie doch bey meinem Sohn ihr Unterkom[m]en leichter finden wird. | Er bittet daher unterthänigset diese Dienstesabtrettung zu genehmigen, und diesen Dienst unter obigen Bedingnißen seinem Sohn Hochgnädig zu verleihen, damit dem Gefertigten, welcher schon durch 46 Jahre den hiesigen Dienst begleitet, in seinem gegenwärtigen Greisen alter die Beruhigung zu theil werde, seinen Sohn versorgt, und in Ansehung seiner eigenen Personn das Nöthige vorgekehrt zu wissen.
Ansfelden am 25[hoch:]tn July [1]822.
Joseph Brucknermp
Schullehrer" (*).

Einkommensnachweis und Auflistung der Naturalien, auf die der Schullehrer Anspruch hatte:
   »Ausweis [/] Über die Einkünfte des Schullehrers und Meßners zu Ansfelden, und über dasjenige, was sich der abtretende Schullehrer hievon noch vorbehält, und dem antretenden als Konkurs verbleibt. [3 Spalten:] Benennung der Einkünfte - Betrag in Geld C.M. fl. - W.W. fl. [/] An Schulgeld --- 200 [W.W.] [/] 18 Metzen Korn und 18 Metzen Hafer 45 [C.M.] --- [/] An Stohlgebühren und von der Kirche zusammen in CM 40 [C.M.] --- [/] Summa fl 85 200 [/] Hievon spricht der Abtretende an den 3ten Teil der Korn- u. Hafersammlung 15 [C.M.] --- [/] Im Gelde 40 [C.M.] --- [/] Zusammen 55 --- [/] Verbleiben dem Antretenden als Kongrua 30 [C.M.] 200 [W.W.] [/] oder 12 Metzen Korn und 12 Metzen Hafer und 200 Gulden in W.W.
Ansfelden am 25. Juli 1822
Joseph Bruckner, Schullehrer«.
   Die folgende Liste der Naturalien umfaßt 147 Einträge (**).

Gesuch von Anton Bruckner sen. um die Anstellung als Schullehrer und Mesner:
"Euer Hochwürden und Gnaden!
Der gehorsamst Unterzeichnete bittet am gnädige Verleihung des nach Beylage A von seinem Vater ihm zu Gunsten abgetrettenen Schul= und Meßnerdienstes in Ansfelden. Er stützt diese seine unterthänige Bitte auf folgende Beweggründe:
1[hoch:]tens Hat er nach dem Zeugniße B. dem für Candidaten zum Lehramte vorgeschriebenen Curse beygewohnt und sich der vorschriftmäßigen Prüfung unterzogen. Er arbeitete auch an seiner Ausbildung, daß er von seinem Hochwürdigen Herrn Schulenoberaufseher die Adjustierung seines Zeugnißes für einen Lehrer erhielt.
2[hoch:]tens Diente er durch volle 14 Jahre daselbst als Gehülfe, und erwarb sich nach den Zeugnißen C. und D. die volle Zufriedenheit seines Hochwürdigen Herrn Districkts=Schulenaufsehers, seines Hochwürdigen Herrn Pfarrers und der Gemeinde.
3[hoch:]tens Besitzt er auch nach dem Zeugniße D, die für dieses Localie erforderlichen Kenntnisse zur Versehung des Chordienstes.
4[hoch:]tens Müßte es ihm sehr schwer fallen, wenn er seine künftige Versorgung in seinem zwey und dreyßigsten Jahre noch in anderen Orten suchen müßte; indem er in der Hoffnung diesen Dienst zu erhalten, sich um irgend einen andern nie [?]  bemühet, und deßwegen seine besten Jahre hier zugebracht hat,
5[hoch:]tens Würde die Schwester des Unterzeichneten Anna Maria Bruckner, welche ganz taub, und wegen diesem Zustand so zu sagen nicht ganz weltläufig ist, ein sehr hartes Schicksal treffen, wenn einem fremden dieser Dienst verliehen würde, weil diesen gar nichts verbündet, derselben den Unterstand zu gestatten.
6[hoch:]tens Verspricht der Unterzeichnete sich dieser Gnade durch Diensteifer, und genauer Erfüllung seiner Dienstespflichten, wie auch durch ein untadelhaftes Betragen würdig zu machen.
Ansfelden am 25[hoch:]ten des Julius [1]822.
Anton Brucknermp.
Schulgehülf." (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 182207255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-182207255
letzte Änderung: Feb 23, 2023, 11:11