zurück 3.12.1861, Dienstag ID: 186112035

Nachdruck des [korrigierten] Wiener Artikels vom 1.12.1861 (°) in der »Linzer Zeitung« Nr. 279 (S. 1165 (°°)) über Bruckners Prüfung und Zeugnis (*). Zusatz: Hellmesberger habe ihn zur Komposition eines Streichquartettes [wird später Quintett] aufgefordert (**):

»Kronlandsnachrichten
   Wir lesen in der „Wien. Ztg.”: „Der Linzer Dom-Organist Anton Bruckner, welcher durch eine Reihe von Jahren den randvollen Becher Simon Sechter'scher Schulweisheit bis auf die Neige geleert, befand sich in diesen Tagen in Wien, um sich am Conservatorium musikalisch prüfen zu lassen. Das Zeugniß, von den Herren Hellmesberger, Herbeck, Dessoff und Sechter unterzeichnet, ist so ehrenvoll ausgefallen, daß Herr Bruckner dasselbe als einen wahren Meisterbrief betrachten kann.” Aus den vorgelegten Arbeiten - sagt das Zeugniß - ergeben sich die umfassendsten Studien im Contrapunkt und eine gründliche Kenntniß des strengen Styls in seinen verschiedenen Formen. Als Orgelspieler bewies Herr Bruckner eine sehr bedeutende Fertigkeit mit genauer Kenntniß des Instruments und zeigte sich gleich geübt im Vortrage fremder Compositionen, wie in der improvisirten Durchführung eigener und aufgegebener Themen.” - Herr Bruckner wird ferner als Lehrer der Musik an Conservatorien und zur Unterweisung von Lehrzöglingen bestens empfohlen. Möchte der eben so tüchtige als bescheidene Tonkünstler so glücklich sein, eine seinem Talent und seinem Können angemessene Stellung in Wien zu finden.” So die Wiener Ztg. Wir fügen hinzu, daß Herr Bruckner vom Hrn. Hofconcertmeister Hellmesberger zur Componirung eines Streichquartetts aufgefordert worden, welches Letzterer in einem Concerte zur Ausführung bringen wird.«


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186112035, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186112035
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11