zurück 9.1.1868, Donnerstag ID: 186801095

Bericht in der Linzer Tagespost Nr. 6 auf S. 3 über die d-moll-Messe (*):
   »§ am 5. d. M. kam in der hiesigen Domkirche die hier bereits bekannte D-Messe von unserem Domorganisten Anton Bruckner nach beiläufig 3jähriger Pause wieder zur Aufführung. Ueber die äußerst wirksame und originelle Komposition wurde gelegentlich der ersten Aufführung in einem hiesigen Blatte ausführlich und in sehr anerkennender Weise berichtet. Wir haben Bruckner in diesem jedenfalls bedeutenden Werke als einen Anhänger der sogenannten Wagner'schen Richtung kennen gelernt, der mit tiefem Ernste an seine Aufgabe geht. Wenn man auch darüber streiten kann, ob sich die neue musikalische Schule mit ihrem complizirten Apparat jemals in der Kirche so einbürgern wird, wie die einfache Klassizität der älteren Meister, so hat doch Bruckner den Beweis geliefert, daß man mit der dramatischen Behandlung des kirchlichen Textes eine ungewöhnliche Wirkung erzielen kann. Die Aufführung war eine sehr präzise und schwungvolle und verdient um so größeres Lob, als dieses Tonwerk für Gesang und Orchester außerordentliche Schwierigkeiten bietet. Die Soloparthien wurden von den Fräulein Trousil und Kainerstorfer und den Herren Hoffelner und Weilnböck vortrefflich gesungen. Besondere Anerkennung verdient Frl. Trousil für das mit ihrer herrlichen glockenreinen Stimme und künstlerischem Verständnisse vorgetragene Sopran-Solo im Graduale.« (*).

Artikel über die d-Moll-Messe in den Katholischen Blättern Nr. 4 auf S. 20f:
»Feuilleton. 
Heiligen drei König und - Bruckner's Messe. 
Die heiligen drei Könige mit dem goldenen Stern sind dem katholischen Herzen gar liebe und gute Bekannte. [... es folgt eine längere Betrachtung über die Bedeutung des Epiphanie-Festes ...] Wer aber sollte nicht stille lauschend und ahnungsvoll zur Krippe hintreten, wenn, wie dies am vergangenen Heiligendreikönigs=Tage der Fall war, der heilige Text auf eine ebenso kunstreiche als würdige Weise Herz und Verstand des frommen Beters beschäftigt? [... es folgen Anmerkungen zum Kyrie der d-Moll-Mese ...] - Wir finden es darum erklärlich, wenn die Seele, gleichsam müde des lauten Klagens, zum Schluße des Kyrie in süssem Sange den Herrn verherrlicht, dessen Erbarmungen sie ewiglich lobpreisen möchte. - 
(Schluß folgt.)« (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186801095, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186801095
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11