zurück 24.9.1868, Donnerstag ID: 186809245

Bericht im Steyrer »Alpenboten« Nr. 39, S. 3, [*a] über Bruckners Orgelimprovisation am 21. und 22.9.1868:
   »(Musikalisches.) Unsere Stadt beherbergte in den ersten Tagen der laufenden Woche zwei Künstler auf dem Gebiete der Musik aus unserer Kronlandshauptstadt in ihren Mauern: Herrn Anton Bruckner und Herrn Engelbert Lanz.
   Ersterer erfreute in unserer Stadtpfarrkirche mit mehreren improvisirten Orgelpiecen am Montag den 21. d. M. um 10 Uhr Vormittags ein kleines und am Dinstag den 22. um 1/2 6 Uhr Abends ein größeres jedesmal gewähltes Auditorium, welches den interessanten Vorträgen mit gespannter Aufmerksamkeit lauschte.
   Herr Bruckner ist auf dem besten Wege zum Ruhme, und schon jetzt wird sein Name in weiteren musikalischen Kreisen mit hoher Achtung genannt. Für sein tiefes gründliches Wissen in allen Zweigen der Musik liefern seine trefflichen Compositionen, für seine Begabung als practischer Künstler sein eminentes Orgelspiel eine glänzende Reihe von Belegen und haben die Verdienste Bruckners auch in seiner kürzlich erfolgten Ernennung zum k. k. Hoforganisten in Wien wohlverdiente Anerkennung gefunden.
   Es bedarf sonach wohl nicht erst einer Erwähnung, daß Herr Bruckner uns durch seine hierortigen Vorträge die persönliche Ueberzeugung von seiner Meisterschaft im Orgelspiele verschaffte, in welchem er neben einer vollendeten Technik ein durchgebildetes Wissen im Generalbasse und Contrapunkte bewiesen hat.
   Majestätisch und erhaben wie Donnerrollen brauste die von Bruckners kunstgeübten Händen entfesselte gewaltige Fluth der Töne in pleno hin in mächtigen Accorden durch die hohen Hallen des ehrwürdigen Baues; mild und lieblich wie Nachtigallen= und Lerchen=Sang stimmte in der Gamba die Meisterhand dann in herrlich verschlungener Harmonienfolge dem Herrn des Hauses ein Loblied an.
   Herr Lanz sang am Montage ein religiöses Lied von Beethoven und gab uns hiedurch Gelegenheit, seine schönen Stimmmittel und seinen tüchtig geschulten Vortrag zu bewundern.
   So haben uns diese beiden Künstler in ihrer einfach bescheidenen und uneigennützigen Weise musikalische Hochgenüsse verschafft, wie sie uns in unserer an derlei Genüssen leider ziemlich armen Stadt nur selten geboten werden.
   Möge Herr Bruckner, ein würdiger Schüler Altmeisters Sechter, in seiner neuen Sphäre einen erweiterten Kreis seines Wissens und Wirkens und reichen Lohn für sein selbsteigenes eben so ernstes und eifriges, als erfolgreiches Streben finden, der freundlichen Theilnahme aller die ihn kennen und insbesondere des für edlere Musik empfänglichen Theiles der Bewohner unserer Stadt darf er versichert sein.« (*).

Schreiben des Bischöflichen Ordinariats an Bruckner (Konzept): Der Domorganistenposten in Linz werde zwei Jahre für ihn reserviert. Unterschrift von Franz Joseph Rudigier (**).

Brief von Otto Kitzler an den »Frohsinn«:
»Brünn, d 24. Sept. 68.
Lieber Freund!
   Wiewohl unsere gestrige telegrafische Correspondenz unsere beiderseitigen Wünsche wiederum in Anregung jedoch leider wiederum nicht zum Abschluß brachte, so muß ich doch noch brieflich und ausführlicher Ihres letzten Briefes gedenken. Daß ich seit Ostern keine Zeile von Ihnen sah ist Thatsache; so müßten denn die 2 erwähnten Schreiben verloren gegangen sein!
   Mit welchem Interesse ich Ihr jüngstes Anerbieten wiederum aufnahm können Sie aus meiner telegrafischen Korrespondenz ersehen; doch leider blieb mein Wunsch Theater u. Liedertafel vereint zu erhalten u. zu leiten unerfüllt; denn so und nicht anders glaube ich Ihr Telegramm: "Leider schwer vereinbar" zu verstehen. Etwas was schwer zu erreichen ist, ist jedenfalls der Unmöglichkeit näher als der Möglichkeit. Und ohne Theater-Einkom[m]en hätte ich mich aus einer sicheren in eine unsichere Existenz begeben. Meine hiesige [sic!] monatl. Einkünfte belaufen sich jetzt auf circa 130 fl. / 80 fl. Gage u. gegen 50 fl. Stundengeld / u. diese konnte ich als Familienvater doch nicht leichtsinnig verlassen u. nur eine Stellung mit 25 fl. monatl. Gehalt einnehmen. Hätte sich Beides vereinigen lassen u. warum wäre dies nicht möglich gewesen? Thomé hätte gewiß keinen schlechten Tausch gemacht u. er sowie die Liedertafel hätten mir diese Conzession machen können, so wäre ich mit Vergnügen der Ihrige gewesen. Diese dann trotzdem noch minder als hier einträgliche Stelle hätte mich nach Linz gezogen. Ich wußte mich u. meine Familie doch von Nahrungssorgen frei. Uebrigens war es im[m]er vor der Hand meine Absicht das Theater mitzuhaben. Hätte ich wieder eine gehörige Anzahl guter u. sicherer Privatstunden erhalten so hätte ich ohnehin ab Ostern das Theater wieder aufgegeben. Sie kennen also meine gewichtigen Gründe u. ebenso meine Sehnsucht nach Linz, [zweimal unterstrichen:] aber unter für mich günstigeren Bedingungen zu kom[m]en. Sie, Ihre liebe Frau von mir u. meiner Frau herzlich grüßend stets
Ihr aufrichtiger Freund Kitzler.« (***).

Schreiben des Bischöflichen Ordinariates an Karl Waldeck (Konzept): Mit Wirkung vom 1.10.1868 werde er zum provisorischen Dom- und Stadtpfarrorganisten ernannt (°a).
Schreiben an die Vermögensverwaltung: Information über die Ernennung Waldecks. Unterschrift von Franz Joseph Rudigier (°b).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186809245, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186809245
letzte Änderung: Sep 02, 2024, 11:11