zurück 4.9.1869, Samstag ID: 186909045

Artikel im Linzer Volksblatt Nr. 203 auf S. 3 über Bruckners Erfolg in Nancy und Paris (»Künstler 1. Ranges«, »die erste Palme errungen«) und seine Orgelimprovisation (»in jeder Beziehung ausgezeichnete Orgelfantasie«) in Ansfelden am 29.8.1869:
»      = Von der untern Krems. Sonntag den 29. August ward uns Bewohnern des friedlichen Pfarrdorfes Ansfelden die Freude zu Theil, unsern lieben Landsmann, den ehemaligen Domorganisten von Linz, nunmehrigen Hoforganisten und Professor in Wien, Herrn Anton Bruckner, in unserer Mitte begrüßen zu können. Darf sich mit Recht ganz Oberösterreich über sein Landeskind freuen, darf sich seiner besonders das Stift St. Florian rühmen, wo er als Sängerknabe, als Lehrer und Organist die beste Gelegenheit hatte, den Grundstein zu seiner nunmehrigen künstlerischen Vollendung zu legen: so hat doch gewiß auch seine Geburtsstätte Ansfelden allen Grund, mit Stolz auf jenen Mann zu blicken, der – ein Sprößling unserer Gemeinde – durch seine vortreffliche Begabung und unermüdliche Thätigkeit ein Künstler ersten Ranges geworden ist und namentlich im verflossenen Frühjahre bei seinem Aufenthalte in Nancy und Paris im edlen Wettkampfe mit den berühmtesten Meistern des Orgelspieles die erste Palme errungen hat.
    Der Empfang war ein herzlicher; die freudige Stimmung, welche dieses Wiedersehen nach mehrjähriger Abwesenheit, dieses Wiedersehen nach so glänzenden Erfolgen verursachte, wurde noch mehr gehoben durch die ausgezeichneten Leistungen des Sängerbundes von St. Florian, in dessen Begleitung Bruckner gekommen war.
    Nach Absingung eines weihevollen Vokal=Quartettes "Ave Maria" in der Kirche, ergötzte uns unser liebenswürdige [sic] Meister durch den Vortrag einer in jeder Beziehung ausgezeichneten Orgelphantasie,welche ebenso sehr die Großartigkeit seines Genie's, seine meisterhafte Gewandtheit in der Behandlung des Thema's, sowie seine technische Fertigkeit bekundete.

    Darnach vereinten wir uns in Herrn Grabner's freundlichen Gastlokalitäten zur geselligen Abendunterhaltung. Alles drängte sich herzu, den geliebten Landsmann, "der es so weit gebracht", zu sehen; jedem seiner Landsleute wußte der anspruchslose und herzensgute Tonkünstler ein freundliches Wort zu sagen - tausend liebe Erinnerungen aus der Jugendzeit, manche jugendliche Heldenthat u. s. w., wurden besprochen. Dann bot aber auch der Sängerbund von St. Florian, der in weitern Kreisen bekannt zu sein verdiente, durch die gute Auswahl und durch den trefflichen Vortrag seiner Lieder alles auf, den Abend zu einem recht genußreichen zu machen. Kein Mißton störte die ungezwungene Freude desselben, und gewiß wird er uns allen in der angenehmnsten Erinnerung bleiben. Ein "Hoch" unserm lieben Landsmann Bruckner! Ein "Hoch" dem braven Sängerquartett von St. Florian!« [keine Signatur] (*).
 
Die Meraner Zeitung Nr. 71 kündigt auf S. 3 die Aufführung der e-Moll-Messe am 29.9.1869 an:
     " * - Die Einweihung der Votivkapelle des Mariä=Empfängniß=Domes in Linz wird am 29. September d. J. stattfinden und wird während des Pontifikalamtes eine zu diesem Feste neu componirte Messe des Herrn Hoforganisten und Professors Anton Bruckner aufgeführt werden." (**).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 186909045, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-186909045
letzte Änderung: Mär 07, 2023, 9:09