Das »Vaterland« Nr. 167 berichtet auf S. 1f über Bruckners Orgelspiel [am 10.6.1870]:
»Musik.
[...] - Ein Orgelconcert in der Piaristenkirche. - [...]
Ed. K. [Eduard Kulke] Das wahre Kennzeichen eines echten Kunstwerkes [... über Méhuls »Joseph und seine Brüder« ...] Aus Anlaß des jüngst stattgehabten allgemeinen Lehrertages gab Herr Pruckner, Professor am Wiener Conservatorium, ein Orgelconcert in der Piaristenkirche in der Josephstadt. Es ist dies das zweite Orgelconcert, das wir seit einem Decennium in dieser Kirche gehört haben. [... über Hesses wenig besuchtes Konzert 1860 oder 1861 ...] Diesmal war die ganze Kirche und der Chor zum Erdrücken voll. [... über die vielgelobte Orgel Buckows, auf der schon Liszt, Winterberger, Sechter und Aßmayr gespielt haben ... ] Freilich sitzt nicht jedesmal ein Organist ersten Ranges bei dem Werke. Diesen Genuß, einen so außerordentlichen Organisten wie Herrn Professor Pruckner auf einem so ausgezeichneten Werke zu hören, hat man eben nicht alle Tage. Den hier anwesenden Lehrern wurde, wie gesagt, dieser Kunstgenuß bereitet, und mit großem Vergnügen folgten auch wir der Einladung, die der treffliche Künstler an uns ergehen ließ, und fanden uns reichlich belohnt. Herr Pruckner spielte die Cis-moll-Fuge von Sebastian Bach, eine Intruduction und eine Phantasie eigener Factur. Seine Behandlung des Werkes ist meisterhaft; er ist ein Virtuose mit Händen und Füßen im buchstäblichen Sinne. Gerne hätten wir auch einen Choral von ihm vortragen gehört, um zu sehen, ob er ebenso ergreifen, wie seine große Technik glänzen lassen kann. Indessen war ihm die Zeit (das ganze Concert dauerte nur eine Stunde) zu karg zugemessen, als daß er hätte Gelegenheit finden sollen, nach beiden Richtungen hin sein Talent zu entfalten. [... über Liszts Krönungsmesse in der Burgkapelle am »letztverflossenen Sonntag« ...]«.
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187006195, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187006195letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11