Kritik Eduard Kulkes [nicht: Eduard Kremsers] zur 2. Symphonie im »Vaterland« Nr. 300, S. 1:
»Concert des Anton Bruckner.
Brief Carl Noßbergers ([nur derzeit?] in Meran) an Bruckner:
Gratuliert zum Erfolg der 2. Symphonie. Wann dieses Werk im Klavierauszug erscheine? (**).
Auf die morgige Kirchenmusik weisen einige Zeitungen hin:
Deutsche Zeitung Nr. 660 auf S. 6:
"[inhaltlich wie (°) ... Tremel ...] Hof=Organist Bruckner spielt die Orgel." (***),
Fremdenblatt Nr. 300 auf S. 6:
" - Morgen am Allerheiligenfeste um 11 Uhr wird Kapellmeister Eder in der k. k. Hofkirche St. Augustin Haydn's "Mariazeller Messe" und Einlagen Sopran= und Alt=Solo von Randhartinger aufführen, und die Soli Frau Passy=Cornet und die k. k. Hofopernsängerein Fräulein Tremmel vortragen. Hoforganist Bruckner spielt die Orgel. [... am 2.11.1873 Vockner aus Ischl ...]" (°),
Die Presse Nr. 300 auf S. 8:
"[inhaltlich wie (°) ... Tremml ...] Hoforganist Bruckner spielt die Orgel." (°°),
Neue Freie Presse Nr. 3301 auf S. 5:
"[inhaltlich wie (°) ... Treml ...] Hof=Organist Bruckner spielt die Orgel." (°°°),
Neues Fremdenblatt Nr. 300 (Abendausgabe) auf S. 2:
"[inhaltlich wie (°) ... Minka Tremmel ...] Hoforganist Bruckner spielt die Orgel." (#),
Tagespresse Nr. 300 auf S. 7 (##).
Besprechung der 2. Symphonie in den "Blättern für Theater, Musik und Kunst" Nr. 38 auf S. 151 (= S. 3), signiert "o-o":
" * Am 26. d. M. veranstaltete Herr Bruckner ein Concert im "großen Musikvereinssaale" als Organist und Symphoniecomponist. In ersterer Eigenschaft trug er Sebastian Bach's C-dur-Toccata, und Fuge dann eine freie Improvisation vor und legte darin die zur Bewältigung beider Aufgaben entsprechende technische Fertigkeit an den Tag. In der vorgeführten Symphonie (C-moll in 4 Sätzen) zeigte der Componist allerdings manche Eigenthümlichkeit, die indessen mit Originalität in eigentlich künstlerischer Bedeutung nicht verwechselt werden darf. Seine Motive nehmen gewöhnlich einen recht decidirten Anlauf, verrennen sich aber eben so gewöhnlich in eine Sackgasse, wo sie nicht weiter können. Da erfolgt nun regelmäßig eine sogenannte Generalpause und dann kommt wieder etwas ganz Anderes, was mit dem Vorhergegangenen in gar keinem Zusammenhange steht. Dadurch erscheint die Composition mehr zusammengewürfelt als organisch entwickelt. An pikanten Einzelheiten, besonders im Colorit, fehlt es nicht, wozu die Anregung allerdings von Beethoven, Richard Wagner, Berlioz u. A. geholt wurde. Einem Fehler des Werkes, seiner exorbitanten Länge, läßt sich übrigens leicht durch radicales Kürzen abhelfen. Das Gute haben derartige musivische Compositionen, man kann nach Belieben darauf losschneiden, ohne in organisches Fleisch zu schneiden. o-o" (###).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187310315, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187310315letzte Änderung: Dez 23, 2023, 13:13