zurück 27.6.1874, Samstag ID: 187406275

Mehrere Zeitungen melden Bruckners Mitwirkung bei der morgigen Kirchenmusik:

      "In der k. k. Hofpfarrkirche zu St. Augustin wird Sonntag den 28. Juni um 11 Uhr Capellmeister Leopold Eder eine Messe von Robert Führer, Graduale von Johann Krall, Offertorium von Laurenz Weiß aufführen. Die Soli der Messe singen die Damen Fräulein Hermine Hübner und Fräulein Olga v. Stransky. Hoforganist Anton Bruckner wird die Orgel spielen."
Unmittelbar vor der Kirchenmusik wird der korrekte Text der Tafeln an Richard Wagners Villa Wahnfried mitgeteilt - richtig "mein Wähnen" statt "mein Wahn" (*),

     "[inhaltlich wie (*) ...] Hoforganist Bruckner wird die Orgel spielen." (**),

     "[inhaltlich wie (*) ...] Die Orgel wird Hof=Organist Bruckner spielen." (***),

     "[inhaltlich wie (*) ...] Hoforganist Bruckner wird die Orgel spielen." (°).

Das Kremser Wochenblatt Nr. 26 berichtet auf S. 3 von der Orgel-Kollaudierung in Langenlois am 21.6.1874:
"Die neue Orgel in der Pfarrkirche zu Langenlois.
     Musik ist Gebet. Dieser deutsche Wahrspruch gelangte am vergangenen Sonntag in unserem Gotteshause anläßlich der Prüfung der von Herrn Johann Karl Mauracher aus Salzburg neu erbauten Orgel durch die Herren Anton Bruckner, k. k. Hoforganist und Professor am Conservatorium zu Wien, dann Franz Krenn, Kapellmeister an der k. k. Hofkirche zu St. Michael und Professor am Conservatorium in Wien zur glänzendsten Geltung.
     Der hohe Sinn unseres würdigen Herrn Pfarrers Anton Pichlmaier für Kunst und Musik war die veranlassende Ursache zur Beseitigung der bisher im Gebrauche gewesenen alten und zur Anschaffung einer neuen Orgel, eines Kunstwerkes, wie wohl wenige Gemeinden Niederösterreichs aufzuweisen haben werden.
[... über Mauracher, der "gestern" (= 23.6.1874) abgereist ist ...]
     Eine hohe Pflicht erfüllen wir ferner, wenn wir der Herren Anton Bruckner und Franz Krenn dankbar gedenken, da sie es waren, die mit strengem Kunstrichtersinne an das große Werk die prüfenden Hände gelegt haben.
     Insbesondere danken wir aus vollster Seele dem gewaltigen Tonmeister Bruckner, der uns durch seine wunderbare Leistung erkennen ließ, welch' großes Werk der bescheidene Mauracher für uns geschaffen.
     Wir erachten es endlich für unsere Pflicht, dem heutigen Ausdrucke unserer Bewunderung für den Orgelbaumeister Johann Karl Mauracher das ihm von den sachverständigen Herren Anton Bruckner und Franz Krenn ausgestellte Kunstrichterzeugniß seinem vollen Wortlaute nach folgen zu lassen.
   Langenlois 24. Juni 1874
       Heinrich Fürnkranz
          Bürgermeister
          Befund.
     Wir Endesgefertigten bezeugen hiemit, daß wir auf Ersuchen der löblichen Pfarre Langenlois am 21. Juni l. J. die vom Herrn Johann Karl Mauracher, Orgelbaumeister in Salzburg, in der Pfarrkirche zu Langenlois aufgestellte neue Orgel, bestehend aus 18 klingenden Stimmen und vier Nebenzügen, zwei Manualen und Pedal, einer genauen Revision unterzogen und fanden, daß der Genannte daselbst ein Werk vollendete, welches durch vortrefflichen Klang, Charakter, Verhältniß der einzelnen Stimmen zu einander, und durch imposante Kraftentfaltung und Schönheit des Tones in pleno sich auszeichnet. Die entsprechende Disposition und die zweckmässige Anlage, sowie die Vorzüglichkeit des Mechanismus und Gebläses verdienen die vollste Anerkennung.
     Langenlois am 21. Juni 1874.
[links:]
     Franz Krenn,
Ritter des Silvester=Ordens, Kapellmeister der k. k. Hofkirche zu St. Michael und Professor am Conservator. d. Musik in Wien.

[rechts:]
     Anton Bruckner,
k. k. Hoforganist und Professor am Conservatorium." [siehe die Anmerkung] (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187406275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187406275
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11