zurück 8.7.1876, Samstag ID: 187607085

Das Neue Wiener Abendblatt Nr. 186 berichtet auf S. 4 über die Aufführung des »Germanenzug« [am 6.7.1876]:
  »[...] Diese Ehre [der Wiederholung?] wurde folgenden Nummern zu Theil: [...] 3) einem Theil des in sehr gemischtem Styl gehaltenen "Germanen-Zuges" von Bruckner [...]« (*).

In der Kritik der »Presse« Nr. 186 auf S. 10 wird auch Richard Wagners »Philadelphia-Marsch« erwähnt:
     " - Der "Akademische Gesangverein" hielt gestern Abends im Volksgarten seine zweite Sommerliedertafel ab, die sehr besucht war und sich des günstigsten Erfolges erfreute. Das Programm war sehr gut zusammengestellt und die Ausführung desselben eine anerkennenswerthe. Ganz besonders gefiel Engelsberg's "Lied der Pagen" aus dem "Sommernachtstraum". Als eine interessante Novität ist der "Germanenzug", Chor von Professor Bruckner, zu verzeichnen, der, originell in der Auffassung und wirkungsvoll in der Harmonisirung, großen Beifall fand. Bei dieser Liedertafel kam von der Capelle des Regiments Deutschmeister der "Philadelphia=Marsch" von Richard Wagner zur Aufführung. Die Jugend nahm denselben in so begeisterter Weise auf, daß er wiederholt werden mußte." (**).

Eine Besprechung des Konzerts bringt auch die Neue Freie Presse Nr. 4262 auf S. 6 [die Kolumne ist datiert »7.7.1876«]:
      »(Liedertafeln.) Wir hatten gestern einen wahrhaft italienischen Abend, so monddurchglänzt wie er sein muß, wenn unser vorzüglicher Wiener Männergesang=Verein seine beliebtesten Chöre dem musikliebenden Publicum bietet [... mehr als 4000 Zuhörer in Hietzung ...] - Am selben Abende fand im Volksgarten die bereits zweimal wegen Ungunst des Wetters abgesagte Liedertafel des Akademischen Gesangvereins statt. Ihr wohnte ein zahlreiches Publicum, darunter viele reizende Mädchengestalten, bei. [...] Herr Professor Bruckner dirigirte eine eigene Composition: "Germanenzug", für Chor, mit Harmonie=Begleitung, der vielen Applaus erzielte. [... wegen Erkrankung eines Solisten entfielen Mottls Lieder ...] Zwischen der ersten und zweiten Abtheilung spielte die brave Capelle des Regiments Hoch= und Deutschmeister Wagner's Festmarsch zur Eröffnung der Ausstellung in Philadelphia. Die Wirkung war eine außerordentliche: die Leute liefen zu Hauf davon.« (***).

Bericht, signiert »st.«, über die Aufführung des »Germanenzugs« in der »Deutschen Zeitung«:
    »(Der Akademische Gesangverein) hat gestern mit unterschiedlichen Traditionen kecklich gebrochen und hat mit Allem Glück gehabt. [...] scheute selbst eine Collision mit der Liedertafel des Männergesang=Vereines nicht, um nur dem studentenfeindlichen Himmel schönes Wetter abzugewinnen [...] Mit der ersten Aufführung von Professor Bruckner's "Germanenzug" unter der Direction des Componisten schloss die erste Abtheilung - nicht ohne daß die mit lautem Beifalle aufgenommene Composition bis gefordert und gegeben worden wäre. [...] Einige Stunden darauf gab es in den unterirdischen Räumen einer Wirthschaft in der Naglergasse noch eine gloriose Ex=Kneipe, in welcher der Obmann des Vereines, Dr. Staniek, Professor Bruckner, der in zahllosen Dankreden dem Vereine Complimente machte, und Heuberger mit abundanten Hochrufen die herbe Süßigkeit der Popularität zu büßen bekamen. [...] - es war eine merkwürdig gehoben versöhnliche Stimmung in der akademischen Bürgerschaft vorhanden. Wenn sie nur lange vorhält! st.« (°).

(In der außerordentlichen Generalversammlung des Wiener Akademischen Wagner-Vereins wird ein Comité (Wolf, Boller, Höfler, Oesterlein und Eduard Zappert) gebildet, das die Verteilung der 30 Freikarten für Bayreuth organisiert. Bruckner gehört nicht zum [späteren] Kreis der Empfänger (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 187607085, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-187607085
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11