[... über "Oberon" in der Hofoper ...]" (*).
(**) Besprechung (signiert »L. Lr.«) im Wiener Salonblatt Nr. 9 auf S. 9:
»Das letzten Sonntag stattgehabte Concert zu Gunsten des deutschen Schulvereines lieferte abermals den Beweis, daß der Besuch unserer Orchesterproductionen in erster Linie von der Mode abhängt [...]. Das Orchester der Philharmonischen Concerte unter Richter's Leitung, ein Beethoven'sches Clavier=Concert von Hans von Bülow vorgetragen, eine neue Symphonie von Bruckner und trotz alledem geringe Theilnahme von Seite des zahlenden Publikums. Die Majorität des Auditoriums bestand aus Anhängern der neudeutschen Schule [... ungünstige Meinung über Bülow als Komponisten ...]
Einen weit günstigeren Eindruck empfingen wir von Bruckner's neuer Symphonie in Es-Dur. Der Mann hat entschieden Beruf zum Componisten, er ist reich an Gedanken, es fällt ihm vielleicht sogar zu viel ein, indem er es noch nicht recht versteht, mit seinen mitunter wahrhaft bedeutenden Themen hauszuhalten. Der Aufbau läßt Vieles zu wünschen übrig, so daß der Hörer zum Schlusse bei aller Anerkennung für Bruckner's Talent mehr abgespannt als befriedigt ist. Ludwig Börne schreibt in einem seiner Pariser Brief über Berlioz' „Symphonie phantastique”, es steckt ein ganzer Beethoven in diesem .... aber toll zum binden - Eingeleitet wurde das Concert mit der Ouverture zu „König Stefan”, welche wirklich kaum die Ehre verdient, Beethoven zum Autor zu haben. L. Lr.« (**).
(***) Kritik (signiert »Florestan« [= Hans Woerz]) in der Wiener Sonn- und Montagszeitung S. 2ff:
»[...] Obwohl die Künstlerschaar der Philharmoniker ganz besondere Reizmittel zur Anwendung brachte, um den materiellen Erfolg des Unternehmens zu einem den erhöhten Preisen entsprechend glänzenden zu machen, so war der große Musikvereinssaal diesmal doch nicht so gut besucht, wie bei den gewöhnlichen Abonnementsconcerten. [... über Bülow ...] Nebst dieser einen Novität verhieß uns das Programm noch eine zweite, viel größere: eine Symphonie in Es (Manuscript) von Ant. Bruckner. Aber das Stammpublicum der Philharmoniker ist nicht sonderlich auf Neuigkeiten erpicht und die Anhänger der sogenannten musikalischen Fortschrittspartei hätten vielleicht lieber einen bekannteren Namen als den unseres Anton Bruckner zu ihrem Feldgeschrei im Concerte des „deutschen Schulvereines” gemacht. [... die 4. Symphonie zeige gegenüber den früheren Symphonien Fortschritte ... Lob für das Scherzo ... der 1. Satz sei der wertvollste ... Kürzungen seien ratsam ... Hauptfehler des Werkes sei der mangelnde Kontrast zwischen den Sätzen] dies gibt der Symphonie ungeachtet so vieler wahrhaft poetischer Momente und glänzender Instrumentaleffecte, ja sogar trotz zahlreicher lebendiger Contraste innerhalb jedes Satzes einen monotonen Anstrich und läßt sie noch länger erscheinen, als sie in Wirklichkeit schon ist. Herr Bruckner erntete stürmischen Beifall und ein Dutzend Hervorrufe; die Ueberschwenglichkeit solchen Jubels dürfte wahrscheinlich dem Gefeierten selbst einleuchten; aber unstreitig gebührt dem Componisten die ehrenvolle Anerkennung seines reichen ursprünglichen Talentes, mit dem eine echt österreichische Bescheidenheit Hand in Hand geht. [... ungünstige Kritik über Bülows Ballade und seine stilwidrigen Kadenzen zu Beethovens Konzert ... über weitere Konzerte ...] Florestan.« (***).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188102275, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188102275letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11