zurück 6.1.1885, Dienstag ID: 188501065

Brief Konrad Fiedlers aus München an Adolf Hildebrand:
    Herzogenbergs und Ethel [Smyth] fänden die 7. Symphonie scheußlich und unbedeutend. Auch ihre, Fiedlers, Erwartungen seien durch die Aufführung nicht erfüllt worden. Zwiespältiger, aber bedeutender Eindruck. Der Erfolg sei »so leidlich« gewesen. Bruckner sei eine »ganz unglaubliche Erscheinung«.
    "Liebster Adolf! ... Drittens Symphonie von Bruckner: Herzogenbergs und Ethel [dies nur in der Briefausgabe von 1962 (zitiert bei 1190/.., 1191/..)] fanden sie scheußlich, wagnerisch, formlos, bombastisch, unbedeutend usw., Herzogenbergs Kritik theoretisch, pedantisch, überzeugend in dem was er sagte, dabei aber dem Zweifel Raum lassend, ob nicht trotz alledem die Sache gut sein könne; Frau Lisls Kritik reizend und rührend, wie alles, was von ihr kommt, im Innersten bedauernd, daß sie nun doch einmal nicht anders könne, als die Musik schlecht finden, schmerzlich berührt, daß in der Welt solche unverständliche Meinungsverschiedenheiten möglich seien, und dabei doch unbewußt andeutend, daß ihre Natur noch ganz andere Organe des Verständnisses und des Genusses besitze als diejenigen, die Leben, Verhältnisse und Umgebung in ihr entwickelt haben. Was nun aber eigentlich an der Symphonie ist, möchte ich wirklich wissen; auch meiner Frau Erwartungen waren durch die Aufführung nicht ganz erfüllt; es ist unstreitig etwas Zerrissenes und Zerfahrenes darin, ein Mangel an Gestaltungskraft; einen besonderen und bedeutenden Eindruck hat mir die Symphonie aber doch gemacht, ein individuelles musikalisches Vermögen verratend. Wagnerisch kam mir nur die Instrumentation und gewisse Klangeffecte vor. Der Erfolg war so leidlich, aber nicht bedeutend. Bruckner war selbst da, eine ganz unglaubliche Erscheinung, mit einem tollen Kopf, halb Nilpferd, halb Galeerensträfling ..." (*).

Das Fremdenblatt Nr. 6 meldet auf S. 6:
    » - In der Donnerstag präzise halb 8 Uhr stattfindenden Quartett=Produktion Hellmesberger hat die Ausführung des zweiten Violapartes Herr Schwendt vom Bruckner-Quintett übernommen.« (**).

Die Presse Nr. 6 bringt auf S. 9 dieselbe Meldung:
     » - In der diesen Donnerstag halb 8 Uhr stattfindenden Quartett=Produktion J. Hellmesberger's und Söhne hat die Ausführung des zweiten Violapartes vom Bruckner-Quintett Herr Schwendt übernommen.« (***),

ebenso das Neue Wiener Tagblatt Nr. 6 auf S. 5 (°)

und die Wiener Allgemeine Zeitung Nr. 1743 auf S. 7 (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188501065, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188501065
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11