zurück 16.3.1885, Montag ID: 188503165

Brief Josef Schalks an Franz Schalk:
     Er habe keine Probe in München gehört; Levi habe aber die 7. Symphonie sorgfältig studiert und erfolgreich aufgeführt. Porges sei begeistert. Widmung an König Ludwig II. plangemäß. Perfall setze sich für Bruckner ein. Bruckner sei von Kaulbach gemalt und von Hanfstaengl photographiert worden. Von Nikisch kein Lebenszeichen. Viele Fehler im Leipziger Stimmenmaterial. Nach der »Walküre« [11.3.] sei die Trauermusik des Adagios Bruckner zuliebe dreimal gespielt worden (*).
 

[?? siehe die Anmerkung] Artikel Händel- u. Bach-Feier. im Linzer Volksblatt [mit Bruckner-Bezug?] (**).
 
Datierung in Göllerichs Mitschrift von Bruckners Universitätsvorlesung (***).
 
Die Montags-Revue aus Böhmen Nr. 11 schreibt auf S. 9 über die Aufführung der 7. Symphonie am 10.3.1885:
    " *** Musiknotizen. Ein wichtiges Ereignis in der Musikwelt ist zu verzeichnen: Die Symphonie eines bisher ganz unbekannten, 60jährigen Componisten, Bruckner, hat in Leipzig im December in einem Theater=Concert und jetzt, am 10. März, in München in der musikalischen Akademie, der vornehmsten Musikgesellschaft der Residenz, unter Hofkapellmeister Levys Leitung einen ganz entschiedenen Erfolg errungen. Das "B. T." erhält aus der letztgenannten Stadt ein Schreiben des bekannten Musikschriftstellers Dr. Paul Marsop, der ein genauer Kenner und tiefer Verehrer der deutschen Musik, besonders der Bachs ist, dabei zu den Wagner=Enthusiasten  zählt, daher als unbefangener Beurtheiler betrachtet werden kann. Er schreibt: "Trotz gelegentlicher Ausblicke auf den dramatischen Stil ist die geschlossene Form in den ersten drei Sätzen durchaus festgehalten; der Componist ist ein vorzüglicher Contrapunktist und schreibt eminent polyphon. Der letzte Satz steht nicht ganz auf der Höhe der früheren, die Themen sind nicht so symphonisch plastisch, auch in der Arbeit nicht fest genug verbunden. Aber die ersten drei Sätze sind hochbedeutend, die Themata des Adagios von ergreifender Schönheit, der Aufbau imposant Durch das Ganze geht ein großer Zug." Leute, welche das Münchner Musikleben genau kennen, sagen mit Bestimmtheit, daß seit vielen Jahren kein symphonisches Werk mit solchem außerordentlichem Erfolge aufgenommen worden sei. Der Componist wurde immer und immer stürmisch gerufen. Er ist, wie schon einmal gesagt, 60 Jahre alt, ein Wiener, Hoforganist und Lehrer des Contrapunktes am Wiener Conservatorium, und "überaus bescheiden. Es war rührend, zu sehen, wie Verlegenheit und Glücksgefühl in den Zügen des so lange Zurückgesetzten kämpften." (°).
 
"Het vaderland" Nr. 63 ('s-Gravenhage) berichtet über die Aufführung der 7. Symphonie in München:
"          Kunst- en Letternieuws.
[...]
    Bruckners Symphonie is te Munchen onder leiding van Lewy uitgevoerd en vond warmen bijval. »Bruckner werd herhaaldelijk »Sturmisch gerufen”, schrijft men aan het »Berl. Tagebl.”, »en het was roerend te zien, hoe verlegenheid en vreugde op de trekken van den zoo lang miskenden kunstenaar om den voorrang kampten”. (°°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188503165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188503165
letzte Änderung: Jun 10, 2024, 6:06