Die Münchner Aufführung der 7. Symphonie [am 10.3.1885] wird von mehreren Zeitungen erwähnt oder ausführlicher besprochen:
(*) Deutsche Zeitung Nr. 4745 auf S. 6:
»(Bruckner's siebente Symphonie.) Wir haben bereits den großen Erfolg gemeldet, welchen unseres genialen Landsmannes Anton Bruckner siebente Symphonie kürzlich in München errang. Bei dem Umstand, als das Werk in Wien noch fast ganz unbekannt ist - nur das Adagio kam an einem internen Musikabend des Wagner=Vereines, für Clavier arrangirt, zur Aufführung - dürfte eine ausführliche Besprechung des Werkes aus der Feder eines bewährten Fachkritikers unsere musikalischen Kreise interessiren. Musikdirector Porges schreibt über die Symphonie in den „Münchener Neuesten Nachrichten” vom 12. d. Folgendes: „Wir stehen nicht an, es auszusprechen, daß diese Composition [... Text wie am 12.3.1885 laut 1101/210, mit geringen Abweichungen: ... Composition ... Styles ... mit seiner tief ... Innerm ... Beethoven's ... Scherzos ... von größter Frische ... Componist ... Hofcapellmeister ... Congenialität ... ] erreicht werden kann. - Bei seiner jüngsten Anwesenheit in München, kurz nach der Aufführung der Symphonie, empfing Professor Anton Bruckner von dem Orchester des Hoftheaters eine Ovation seltener Art. Er wohnte einer ungekürzten Aufführung der „Walküre” bei, welche, obgleich schon um 6 Uhr begonnen, doch erst um 12 Uhr Mitternachts endete, da man zwei je einstündige Zwischenpausen anbrachte. Als nun nach Schluß der Vorstellung das Publicum das Theater verlassen hatte, blieb das Orchester vollzählig beisammen, Capellmeister Levi aber trat vor und richtete an seine Musiker folgende Ansprache: „Wir spielen manchmal allein für Seine Majestät den König, wir wollen jetzt für unseren Ehrengast Anton Bruckner allein spielen, der auch ein König in seinem Reiche ist.” Sprach's und gab das Zeichen zur Intonation des herrlichen Adagios aus Bruckner's letzter Symphonie, welches der Componist wie unter der Vorahnung von Wagner's nahem Hinscheiden gedichtet hatte. Unmittelbar nach der „Walküre” in der Geisterstunde und in so feierlicher Stimmung gehört, wirkte dieser erhabene Trauergesang wie eine Huldigung an den entschlafenen Meister. Capellmeister Levi, das Orchester, Bruckner selbst - Alles war tief ergriffen.”« (*).
(**) Illustrierte Zeitung Leipzig Nr. 2177 auf S. 285:
»- Die Symphonie des wiener [sic] Tondichters Anton Bruckner, welche im December in Leipzig zu Gehör gebracht wurde, kam am 10. März in der musikalischen Akademie in München mit entschiedenem Erfolg zur Aufführung.« (**).
(***) Innviertler Volkszeitung Nr. 12 auf S. 5f (auf den Artikel der Deutschen Zeitung vom 15.3.1885, fast identisch, aber am Ende gekürzt, zurückgreifend):
»(Bruckners Symphonie.) Aus München wird unter dem 11. d. M. geschrieben: „Gestern Abends kam in dem Concerte der königlichen Musik=Akademie endlich die mit so großer Spannung erwartete siebente Symphonie von Anton Bruckner aus Wien zur Aufführung. Das herrliche Werk, welches wie ein leuchtendes Meteor [sic] vor dem staunenden Auditorium emporstieg, fand eine überraschend glänzende Aufnahme von Seite unseres sonst so zurückhaltenden Publicums. Der Componist wurde mit stürmischen [sic] Enthusiasmus wiederholt hervorgerufen und hatte sich auch in den hiesigen Künstlerkreisen der herzlichsten und ehrenvollsten Auszeichnungen zu erfreuen. Hof=Capellmeister Levy, dessen künstlerischer Thatkraft und begeisterter Interpretation dieser großartige Erfolg zu danken ist, hat ein beherzigenswerthes Beispiel allen jenen Berufenen gegeben, die, in bequemer Liebedienerei versunken, ihre Kräfte einzig der Vorführung protegirter Tagesproducte widmen und hiemit ihre Aufgabe in der Gegenwart vollständig zu erfüllen glauben.«
[nur als Kuriosum zu vermerken: unmittelbar oberhalb dieser Notiz befindet sich ein Bericht über einen »Meteorfall in Wien«] (***).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188503215, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188503215letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11