zurück 18.3.1885, Mittwoch ID: 188503185

Brief Bruckners an Wolzogen:
      Über den Erfolg der 7. Symphonie in München. Levi verglich ihn mit Beethoven, aber Hans Richter bezeichnete ihn vor 14 Tagen als verrückt, dagegen Brahmsens 3. Sinfonie Hanslick zuliebe als neue Eroica (Mißerfolg am Sonntag). Levi wolle für einen Verleger sorgen und mit Perfall bei König Ludwig II. vorsprechen. Aufführung im November geplant. Levi ließ nach der Walküre die Adagio-Trauermusik spielen. Beiliegend die Kritik von Porges. Das Konzert in Den Haag sei Wolzogens Artikel zu danken (*).

Das Neue Wiener Tagblatt Nr. 76 teilt auf S. 6 mit, daß die 7. Symphonie am 10.3.1885 in München gespielt worden ist:
    » * Anton Bruckner's siebente Symphonie (E-dur) wurde am 10. März unter Kapellmeister Levi's genialer Leitung nun auch in München zur Aufführung gebracht, nachdem dieses Werk im vergangenen Herbste [sic] durch Arthur Nikisch auch ins Leipziger Gewandhaus [sic], und zwar mit Glanz gebracht worden war. Die Symphonie hatte in der bayerischen Hauptstadt, wie aus sämmtlichen dortigen Kritiken und aus durchaus objektiv gehaltenen Privatbriefen hervorgeht, einen geradezu sensationellen Erfolg, und in die Genugthuung und in die Freude, die wir über diese unanfechtbare Thatsache empfinden, mischt sich nur die fast peinlich berührende Wahrnehmung, wie man "draußen" erst entdecken muß, daß wir in dem sechzigjährigen Bruckner, der allerdings zu sorglos und unbeholfen ist, um für seine Reklame selber zu sorgen, einen so hervorragenden Symphoniker in unserer Mitte besitzen. Diese siebente Symphonie wird höchst wahrscheinlich demnächst in Deutschland im Stich erscheinen.« [keine Signatur] (**).

Das Linzer Volksblatt Nr. 63 berichtet auf S. 2 in einem Artikel, datiert 17.3.1885, von der Münchner Aufführung der 7. Symphonie [am 10.3.1885] und zitiert dazu aus der Besprechung der Münchner Allgemeinen Zeitung [12.3.1885]:
     " - Bruckner in München. Ueber die im königlichen Odeon am 10. d. M. stattgefundene Aufführung der siebenten Symphonie unseres Landsmannes Ant. Bruckner berichtet die in München erscheinende Allgemeine Zeitung: "Das hervorragendste Interesse des Abends concentrirte sich auf die  hiesige erste Aufführung (nach dem Manuscript) der siebenten Symphonie in E-dur von Anton Bruckner. [... über die Symphonie und das Quintett ...] Unsere Akademiker, und an der Spitze ihr Dirigent, setzten aber auch sichtlich ihren Stolz darein, der werthvollen Novität die vollendetste Interpretation angedeihen zu lassen, und so wurde der Beifallsjubel, der den anwesenden Componisten und Hofkapellmeister Levi wiederholt hervorrief, zu einer spontanen Ovation für Beide." (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188503185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188503185
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11