Inskription von Friedrich Baumhackl an der Wiener Universität (*).
Dr. H. M. Schuster kritisiert in einem Artikel in der Allgemeinen Kunst-Chronik Nr. 16 auf S. 311-315 die rückständige, bequeme Programmpolitik, die z. B. Mozart, Haydn und generell Novitäten ignoriere, und das Verhalten des Orchesters gegenüber Bruckner:
»Zur Jubelfeier der Philharmoniker.
Wenn man selbst beständiger Zeuge eines Waltens war, dessen Jubelfeier begangen wird, so ist es doppelt erfreulich, über die Festfeier sich auszusprechen. [... über die Programmgestaltung und Vernachlässigung mancher Komponisten ...]
[... über die Behandlung der Novitäten ...] Und dennoch könnte das vielleicht noch entschuldigt werden; ganz unverzeihlich und nicht genug zu verdammen ist aber das Verhalten gegen unseren herrlichen Anton Bruckner.
Während seine Symphonien in Leipzig, München, Haag Sensation machen und wiederholt werden müssen [sic], werden sie von unseren Philharmonikern beharrlich abgelehnt. Dass sie, wie Figura zeigt, dennoch den Weg zum unsterblichen Ruhm machen, ist sicher, aber ebenso sicher das Gegentheil für die Phiharmoniker, denn jedes geringschätzige Benehmen gegen ein Werk von bleibender historischer Bedeutung zieht nothwendigerweise dem Geringschätzenden bleibende historische Beschämung zu. Selbst wenn, was geradezu unabweislich ist, sich von nun an die Philharmoniker eines Besseren besinnen, so können sie doch nicht mehr die Ehre für sich beanspruchen, als die Ersten für ihren grossen Landsmann eingetreten zu sein. Immerhin können sie aber noch sehr viel gut machen, indem eine Reihe Bruckner'scher Symphonien noch unaufgeführt ist.
Derlei den Philharmonikern vorzuhalten, war nur unsere Pflicht und Schuldigkeit gegen sie selbst, indem die Kritik vor Allem dazu da ist, der Kunst zur Besinnung auf sich selbst zu dienen. [... über die seltene Anwesenheit des Kaisers im Konzertsaal ... die Bedeutung Hans Richters ...] Dann wird man auch vom Wollen der Philharmoniker den alten Jesuitenspruch sagen dürfen, den man stets von ihrem Können sagen kann: Sint, ut sunt. Dr. H. M. Schuster.« (**).
Auf die morgige Kirchenmusik machen mehrere Zeitungen aufmerksam:
die Deutsche Zeitung Nr. 4772 auf S. 7 (***),
das Fremdenblatt Nr. 106 auf S. 6 (°),
die Wiener Allgemeine Zeitung Nr. 1843 auf S. 6 [inhaltlich wie (°°°)] (°°)
und die Neue Freie Presse Nr. 7412 auf S. 4:
"In der Hofpfarrkirche St. Augustin wird am Sonntag um 11 Uhr Capellmeister Eder Mozart's Credo=Messe, Graduale (Sopran=Solo) von Mercadante, Offertorium (Duo für zwei Soprane) von Frau Ernestine de Bauduin und "Egredientem" von J. F. Kloß aufführen. Orgel: Hof=Organist Professor Bruckner. Soli: Gräfin S. Merini und die Hofopernsängerinnen Ida und Anna Bayer, Soli der Messe: Fräulein Ida Stenzl." (°°°).
Zitierhinweis:
Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188504185, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188504185letzte Änderung: Mär 01, 2023, 9:09