zurück 23.3.1886, Dienstag ID: 188603235

Artikel über den Erfolg der 7. Symphonie in der Morgenpost Nr. 82, signiert »Bn« [= Berggruen?], auf S. 4:
    » * Das gestrige philharmonische Concert brachte endlich die lange mit Spannung erwartete siebente Symphonie in E-dur unseres großen einheimischen Componisten Anton Bruckner. [... über Nikisch, Levi ... ] König Ludwig II. von Bayern hat längst für sich allein die Symphonie spielen lassen [... sehr positive Besprechung ... Vorwürfe bei früheren Symphonien träfen hier nicht mehr zu ... mehr als eine Stunde Dauer ... begeisterte Aufnahme ...] So begann Bruckner's Symphonie erst um halb zwei Uhr und eine halbe Stunde darauf hatte das Werk mit dem Magen vieler Zuhörer zu kämpfen, ein Kampf, der selten mit der Niederlage des letzteren endet. Bei der zweiten Aufführung möchten wir Bruckner's E-dur-Symphonie ganz allein hören und nichts weiter; hat man sie frisch und rezeptionsfähig angehört, so trägt man nach weiteren Programm=Nummern für dasselbe Concert kein Verlangen.          Bn.« (*)

(**) Im Morgenblatt der Deutschen Zeitung Nr. 5108 auf S. 6 schreibt Theodor Helm:
»(Bruckner's E-dur=Symphonie) hatte bei ihrer gestrigen ersten Aufführung, im siebenten Philharmonischen Concerte einen großartigen Erfolg. Die große Majorität des Publicums nahm das gewaltige Werk mit begeistertem Beifall auf und rief den Componisten nach jedem Satz der Symphonie wiederholt stürmisch hervor. Schon nach dem ersten fünf- bis sechsmal. Allerdings muß der Wahrheit gemäß constatirt werden, daß ein Theil jener Parquetbesucher, welche nur um der lieben Mode willen in den Philharmonischen Concerten erscheinen, nach dem erhabenen aber sehr langen Adagio, um seinen hungrigen Magen besorgt, den Saal verließ; ein Vorgang, der sich auch nach dem Scherzo wiederholte. Umsomehr entschädigten die Zurückbleibenden (offenbar die eigentlich Musikalischen im Publicum) den greisen vaterländischen Tondichter und seine ausgezeichneten philharmonischen Interpreten durch nicht enden wollenden Applaus, der am Schlusse der Symphonie fast noch nicht dagewesene Dimensionen annahm. Auch erhielt Bruckner einen prächtigen Lorbeerkranz, auf dessen Schleife zu lesen war: "Dem deutschen Symphoniker, Meister Anton Bruckner, in Treue und Verehrung der Wiener akademische Wagner=Verein". Ein ausführlicher Bericht über die Symphonie und die übrigen Aufführungen des gestrigen Concertes folgt morgen. h-m.« [Theodor Helm] (**).

[recte 23.3.1890] Artikel von Joseph Sittard "Anton Bruckner und seine siebente Symphonie. II." in der Linzer Zeitung [Fortsetzung vom 16.3.1886] (***).

(Beim öffentlichen Konzert des Wiener Konservatoriums spielt Bruckners Orgelschüler Rudolf Wilfert den 1. Satz aus Beethovens 5. Klavierkonzert (°))


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188603235, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188603235
letzte Änderung: Nov 27, 2023, 9:09