zurück 21.10.1886, Donnerstag ID: 188610215

Theodor Helm stellt in seinem Bericht zur Eröffnung der Konzertsaison in der Morgenausgabe der Deutschen Zeitung Nr. 5319 auf S. 1 - 3 fest, daß Brahms bevorzugt werde. Man vermisse Bruckner in den Programmen der Gesellschaftskonzerte und der Philharmonischen Konzerte:
      »Zur Eröffnung der Concertsaison.
    [... über Weber, Liszt und andere Aufführungsprojekte ...] Sowohl im Programm der Gesellschafts=Concerte, als dem nun zu betrachtenden der Philharmonischen Concerte vermissen wir gänzlich den Namen: Anton Bruckner. 
    Diese Vernachlässigung stimmt nicht sehr zu der von Herrn Hans Richter am 21. März d. J. in Gegenwart zahlreicher Zeugen abgegebenen feierlichen Erklärung [... über die noch unaufgeführten Symphonien und die bereits wieder vergessenen, die wie die 4. Symphonie (am 20.2.1881) eine Reprise verdienten ... analog zur Berücksichtigung von Brahms könne man jährlich eine von bald acht Symphonien Bruckners bringen ... Dvorak werde dagegen bevorzugt ...] so fühlt man sich beinahe versucht, an gewisse persönliche Abmachungen des Leiters der Concerte mit einem bekannten Kritiker zu glauben, Abmachungen, welche - wie man sagt - auch die bereits fest beschlossene Londoner Aufführung der siebenten Symphonie Bruckner's noch im letzten Augenblicke hintertrieben haben. [...] Theodor Helm.« (*).

Bei der Vortragsübung des Wiener Konservatoriums, die dem Andenken Franz Liszts gewidmet ist, hält Robert Hirschfeld die Gedenkrede. Bruckners Orgelschüler Josef Meyer führt zusammen mit Frl. Hiedler (Sopran) und Frl. Patek Liszts XXIII. Psalm für Sopran mit Begleitung von Harfe und Orgel auf (**).

Brief von Hermann Levi an Albert Gutmann:
    »Geehrter Herr Gutmann! Ich habe einmal die 1000 M und weiß nicht, was ich mit ihnen anfangen soll. Sie sagten mir doch in Bayreuth, Sie würden eine andere Sinfonie von Br. unter den gleichen Bedingungen, wie die E=dur, wieder nehmen? Also lassen wir doch das Honorar für Br. und nehmen Sie die ganze Summe für die Herstellungs-Kosten der ersten Sinfonie!! - Bitte sagen Sie mir bald die Antwort!! Schönsten Gruß. Ihr ergebenster Hermann Levi.« (***).

Das Grazer Volksblatt Nr. 241 informiert, den Text vom 19.1.1886 verwendend, auf S. 3 über das Orgelkonzert am 6.10.1886:
      " * (Die Orgel in St. Stephan in Wien.) In der ersten Octoberwoche fand ein Concert auf der neuen Orgel zur Probe statt. An demselben betheiligten sich die beiden k. k. Hof=Organisten Bruckner und Bibl aus Wien und der Organist Homayer aus dem Gewandhause in Leipzig. Das Concert begann Bruckner mit einer großartigen Improvisation über das Thema "Gott erhalte" und entzückte die Zuhörer in seiner gewohnten Weise; hierauf spielte Bibl "Ave verum" von Mozart. Zum Schlusse trug Homayer eine Sonate von Mendelssohn vor. Die Orgel hat über 5600 Pfeifen." (°).

(Brief Josef Grubers aus St. Florian an Joh. Ev. Habert: Möchte den Winter theoretischen Studien widmen, speziell dem strengen Kontrapunkt. Ob Habert ihm schriftlich Unterricht erteilen könne. Diese Bitte "entsprang der Anschauung, daß ich Sie eben für den größten Contrapunktisten in Österreich halte." (°°)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188610215, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188610215
letzte Änderung: Mär 26, 2023, 17:17