zurück 16.1.1887, Sonntag ID: 188701165

Hugo Wolf schreibt in seiner Kritik über das Konzert am 9.1.1887 (mit dem »Triumphlied« von Brahms) im Wiener Salonblatt Nr. 3 auf S. 9ff:
    »[...] Zum Schluß des Concertes wurde das Triumphlied von Brahms gespielt. Ein Händel'scher Maskenscherz, leider etwas langweilig, wie alle Brahms'schen Maskeraden. Die bibliographische Notiz im Programme [...] spricht von dem Triumphliede als einem „gewaltigen” Werke. Also auch da schon Reklame! Warum wurde Bruckner's Te deum nicht als gewaltiges Werk von dem freigebigen Verfasser derartiger Notizen ausposaunt? Was bedeuten diese „feinen” Unterschiede? Oder sollte durch das Epitheton "gewaltig" das Volumen des Werkes angedeutet sein? Wollte man hierdurch das Publikum auf eine längere Tortur vorbereitet haben? Derartige Fingerzeige bei Vorführung Brahms'scher Composition könnten sich im Interesse der leidenden Menschheit allerdings empfehlen, wenn es nicht ein weit dankenswertheres Mittel gäbe, allem Ungemach zu steuern; - der Leser weiß schon, was ich meine.
     [... über die phänomenale Marcella Sembrich ...] Leider singen diese Nachtigallen nur wahnsinniges Zeug; es tödtet die Nerven und lähmt die Vorstellung; hingegen scheint es, nach dem unmäßigen Applaus zu schließen, belebend auf die Hände zu wirken.
               Hugo Wolf.« (*).

(6. Philharmonisches Konzert unter Hans Richter mit Werken von Berlioz, Bach und Dvorak (**)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188701165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188701165
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11