zurück 2.6.1887, Donnerstag ID: 188706025

Brief Bruckners an Helm:
    Dankt für das Schreiben. Bülow werde immer für seinen Ruin arbeiten. Barry habe ihm über die Aufführung der 7. Symphonie unter Hans Richter in London am 23.5.1887 geschrieben (*).

[unsichere Angabe!] Das St. Pöltner Wochenblatt Nr. 22 berichtet auf S. 6 vom Konzert des Rittersfelder Männergesangvereins am 23.5.1887 in Traismauer, bei dem der "Germanenzug" (von Bruckner?) aufgeführt wurde:
    "Rittersfeld, 28. Mai. Die Liedertafel, welche der Rittersfelder Männergesangverein am 23. Mai in Hubers Saallocalitäten in Traismauer abhielt, war gut besucht und wurden die Chöre durchgehends tadellos aufgeführt. Die schwierigste Nummer des Programmes war wohl der "Germanenzug" aber derselbe wurde sehr exact aufgeführt, ein Beweis, daß der Verein sehr strebsam und fleißig ist. Daß sich der junge Verein an solche schwere Arbeit heranwagt, macht den Sängern alle Ehre." (**).

Das Musikalische Wochenblatt Nr. 23 berichtet auf S. 283 von der Aufführung der 7. Symphonie am 31.1.1887:
"                             Berlin.
[... über drei Chorkonzerte (der Stern'sche Verein lehnte Parsifal-Szene ab) ...]
     Im Vergleich zu der grossen Menge gegebener Concerte erscheint die Zahl der wirklichen Novitäten recht klein. Die Reproduction überwiegt die Production um eine Bedeutendes. Mit gerechtfertigter Spannung wurde Anton Bruckner's Edur-Symphonie erwartet. Die widersprechenden Ansichten, Meinungen und Urtheile schwirrten in der Luft, ehe Klindworth uns mit dem vielbesprochenen Werke bekannt machte. Unbedingte Anerkennung erblühte dem Autor aus dieser That nicht, wenigstens nicht bei uns, wo die Wenn und Aber billig sind! Die stellenweise berauschende Wirkung wandelt sich in Ernüchte-terung [sic], sobald man den Clavierauszug spielt. Bruckner wühlt und schwelgt in Tonfarben und vernachlässigt die Zeichnung. Die gefühlsselige Ueberschwänglichkeit, das oft recht verschwommene Wesen sind im nördlichen Deutschland wenig am Platze. Die Bemerkungen schliessen die Anerkennung nicht aus, dass Bruckner weltvergessend nach dem Höchsten strebte, dass er Beethoven und Wagner nacheiferte. Von den nicht seltenen Reminiscenzen will ich kein Aufheben machen. Wer an Wagner "erinnert", ist übel dran, wer sich indess unberührt zeigt von den Offenbarungen des die musikalische Welt  beherrschenden Meisters, der ist - noch mehr zu bedauern! Schlimm ist das Eine und auch das Andere, wenigstens zur Zeit.
     Eine recht wacker gearbeitete (ungedruckte) Symphonie von Hugo Kahn [recte Hugo Kaun?] hörte ich mit Wohlgefallen im Concerthause. Der Componist, ein talentvoller Schüler Wüllner's, dirigirte selbst, und zwar mit erfreulichem Geschick. [...]
                      (Fortsetzung folgt.)
[Signatur im letzten Teil dieses Berliner Musikbriefes (16.6.1887) auf S. 306]
                   Wilhelm Tappert." (***).

(Brief von Joh. Bap. Burgstaller an Bernhard Deubler:
     Erbittet cäcilianische Kompositionen, die als Geschenk für Papst Leo XIII. (Secundiz = 50 Jahre Primiz) nach Rom gelangen sollen. Über die Verordnung zur Kirchenmusik, in der der Bischof Kritik an zu strengen Cäcilianern und an wertlosen deutschen Kompositionen übt, Habert aber hervorhebt. Witts Tonfall sei auch oft zu derb und verfange in Wien nicht. Habert habe seine Zeitschrift eingestellt. Die Zwietracht mit Witt habe nicht Habert begonnen. 1887 werde es auf Wunsch des Bischofs keine Generalversammlung des Cäcilien-Vereins geben. Die Diözese Linz werde selbständig an der Kirchenmusikreform arbeiten; die Kontakte zum Wiener Verein seien eingeschlafen (°)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188706025, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188706025
letzte Änderung: Feb 26, 2024, 15:15