zurück 29.1.1888, Sonntag ID: 188801295

Über das Konzert am 22.1.1888 (mit 4. Symphonie und »Te deum«) informieren auch der Alpen-Bote Nr. 9 auf S. 3:
      »(Bruckner=Concert in Wien.) Am 23. d. [recte: 22.1.1888] veranstalteten Freunde und Verehrer unseres berühmten Landsmannes Anton Bruckner ein Brucknerconcert, das einen außerordentlichen Erfolg hatte. Die Deutsche Zeitung [vgl. 24.1.1888] schreibt darüber: "Die beiden vorgeführten Werke: die große vierte, sogenannte 'Romantische' Symphonie (seit 1881 in Wien nicht mehr gehört) und das gewaltige Tedeum entfesselten einen wahren Sturm des Enthusiasmus; [... brausender Jubel, Hervorrufe, Blumenspenden ...] Mit der gespanntesten Aufmerksamkeit folgte Kronprinzessin Stephanie der Aufführung bis zum Schlusse des Concertes, nach den einzelnen Sätzen der Symphonie sowol, als nach dem Tedeum ihren lebhaftesten Beifall kundgebend. Die kunstsinnige hohe Frau schien sichtlich überrascht, die Phantasie und das Können eines ihr noch völlig unbekannten Meisters so ganz anders zu finden, als sie sich beides nach den Schilderungen der gewissen Bruckner feindlichen Clique vorgestellt haben mochte.« (*)

und die Steyrer Zeitung Nr. 9 auf S. 4 [auf den Text der "Presse" vom 25.1.1888 und den der Deutschen Zeitung vom 24.1.1888 zurückgreifend]:
"Bruckner=Concert in Wien. Ueber das von unserem berühmten oberösterreichischen Landsmann dem k. k. Hoforganisten Bruckner am verflossenen Sonntag den 22. d. M. Mittags im Musikvereinssaale zu Wien veranstaltete Concert entnehmen wir Wiener Blättern folgenden Bericht: Es war dieser Sonntag ein Fest und Ehrentag für einen ausgezeichneten Wiener Compositeur, für einen viele Jahre hindurch in den Hintergrund gedrängten Tonkünstler Wiens. Symphoniker Bruckner, dessen mächtige Schöpfungen bisher in Wien nie recht nach Gebühr gewürdigt wurden, kam zu vollen Ehren und der tosende demonstrative Beifall schien gleichsam eine unbewußte Abbitte des Publikums zu enthalten für die Kränkungen, welche die Gunst [sic, recte Kunst] des Meisters jahrelang von Neid und Mißgunst zu erleiden gehabt hatte. Das Programm des Concerts, das sich in seiner Gesammtheit als eine große Ovation für den Componisten darstellte, umfaßte die seit 8 Jahren in Wien nicht mehr gehörte sogenannte "romantische" Symphonie (Nr. 4) und sein gewaltiges Tedeum. Hofkapellmeister Hans Richter leitete die Aufführung dieser Werke. Nach jedem Satz der Symphonie wurde der Compositeur vom Auditorium aus dem Künstlerzimmer auf die Estrade gejubelt und es fehlte auch nicht an duftigen Blumenspenden und Lorbeerkränzen, die dem Meister dargereicht wurden. - Die Durchlauchtigste Frau Kronprinzessin Stephanie geruhte das Concert mit ihrer Gegenwart zu beehren und folgte mit der gespanntesten Aufmerksamkeit demselben  vom Anfange bis zum Schlusse, nach den einzelnen Sätzen der Symphonie sowohl als nach dem Tedeum ihren lebhaftesten Beifall kundgebend." (**).

(Konzert des Wagner-Vereins. Die Philharmoniker spielen unter Hans Richter Werke Wagners (Symphonie C-Dur, »Tannhäuser«-Vorspiel, Anfangsszenen der »Götterdämmerung«) (***)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188801295, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188801295
letzte Änderung: Dez 08, 2023, 13:13