zurück 12.1.1889, Samstag ID: 188901125

[oder 11.1.1889? siehe Anmerkung]
Im Deutschen Volksblatt Nr. 11 wird auf S. 6 des Abendblatts Josef Labors Konzert am 6.1.1889 (mit einem Graduale Bruckners) besprochen:
      "g. [Orgel=Concert Labor.] Vor einer sehr zahlreichen aber verständigen Zuhörerschaft der ernsteren Musikkreise gab [...] Josef Labor im großen Musikvereinssaale sein Orgel=Concert, alljährlich leider die einzige, derartige Production, welche unser Concertleben aufzuweisen hat. [... über die Geringschätzung der modernen Orgelkunst im Wiener Musikleben ...] Den größten lebenden Organisten aber, Meister Anton Bruckner, hat man im Laufe der Zeit glücklich so „behandelt”, daß er es vorziehen muß, friedlich sein Können in bescheidenem Begleiten der Segenlieder in der Hofburgcapelle (!) erkennen zu geben. Frankreich und England haben den namentlich in der freien Improvisation unerreichten Meister des großen Orgelspieles gefeiert und gepriesen wie selten einen, - in Wien aber geht man an diesem Können ängstlich vorüber, furchtsam besorgt, nur ja nie diesen Meister zu Gehör zu bekommen! [... über die weiteren Programmnummern ...] und angenehme Abwechslung spendeten drei Vorträge des Wagnervereins=Chores unter Leitung des Hr. Robert Erben. Diese Vorträge waren [... Palestrina, Michael Haydn ...] und ein "Graduale" von Anton Bruckner, ein wahres Meisterwerk, vollendet in Inspiration und formeller Ausführung. Dies Werk war wohl die erquickendste Leistung des ganzen Concertes und rief wieder die Sehnsucht wach, doch endlich die Kirchen=Werke Bruckner's, diese echteste religiöse Musik neben Palestrina, Mozart und Liszt eingehend durch große öffentliche Aufführungen - etwa in Gesellschafts=Concerten - würdigen zu können, wohl ein Wunsch so fromm, wie diese Werke selbst!     g."


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188901125, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188901125
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11