zurück 28.2.1889, Donnerstag ID: 188902285

Kritik zur Aufführung der 7. Symphonie am 24.2.1889 in der Wiener Allgemeinen Zeitung Nr. 3227 auf S. 4, signiert "Bggn." [= Berggruen]:
          "Musikaufführung des Wagner=Vereines.
     Der höchst verdienstlich wirkende Akademische Wagner=Verein veranstaltete Sonntag Mittags eine besonders interessante Musikaufführung in Anwesenheit eines sehr zahlreichen, den besten musikalischen Kreisen der Residenz angehörenden Auditoriums. Nach dem stimmungsvollen "Einzug der heiligen drei Könige" [... Liszt ...] gelangte Bruckner's siebente Symphonie in E-dur zu einer neuerlichen Aufführung. Hatte dieses herrliche Werk, durch welches unser Wiener Meister sich als berufener Erbe Beethoven's auf dem Gebiete der absoluten Musik legitimirte, schon bei der ersten Aufführung das höchste Interesse wachgerufen, so war der Eindruck desselben bei der erneuten Wiedergabe ein weitaus mächtigerer. [... Reichthum der Erfindung, unerschöpfliche Fruchtbarkeit, meisterhafte Orchesterbehandlung, endloser Beifall ...]Hat Richard Wagner im Reich der dramatischen Musik das Orchester dem Höhepunkte seiner modernen Entwicklung zugeführt, so darf Bruckner auf dem Gebiete der absoluten Musik sich des gleichen Verdienstes rühmen. Seine siebente Symphonie fand diesmal eine noch freudigere und verständnißvollere Aufnahme, als bei der ersten Aufführung. Namentlich nach dem gewaltigen ersten Satze, nach dem titanischen Scherzo und nach dem Schlußsatze nahm der Beifall kein Ende. Bruckner mußte immer wieder auf der Estrade sich zeigen und alle seine Versuche, das ausführende Orchester in die Ovation einzubeziehen, wurden von Richter sowie von dem Orchester, das der Aufforderung des Meisters, sich zum Danke von den Sitzen zu erheben, nicht nachkam, bescheiden abgelehnt, so daß Bruckner allein die begeisterte Anerkennung des Auditoriums empfing. [.... wurde für die bisherige Zurücksetzung bei den Philharmonikern entschädigt ... Mahnung, Bruckner mehr zu berücksichtigen ... über die Tannhäuser-Ouvertüre ... Plädoyer für die Pariser Bearbeitung ...] sie ist sogar für den prachtvollen Clavierauszug mit italienischem Text in der Uebertragung von Salvatore de Marchesi, den Ricordi kürzlich herausgab, angenommen worden.
          Bggn."


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 188902285, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-188902285
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11