zurück 16.3.1890, Sonntag ID: 189003165

Die Linzer Zeitung bringt auf S. 287f den 1. Teil von Joseph Sittards Artikel über die 7. Symphonie [2. Teil am 23.3.1890]:
"Anton Bruckner und seine siebente Symphonie.
    
Von Joseph Sittard.*) [Fußnote unten: "*) Aus dem trefflichen Werke: "Studien und Charakteristiken" von Joseph Sittard, Hamburg und Leipzig, Verlag von Leopold Voß. 3 Bde., das wir allen Musikfreunden hiermit auf das wärmste empfehlen."]
          I.
     Es ist nicht das erstemal, daß ein genial veranlagter Künstler einsam und unbeachtet durch das Leben schreitet und seinen Schöpfungen nur kühle Zurückhaltung oder absichtliches Ignoriren zutheil wurde. [... über Bruckners Lebenslauf ... über die 7. Symphonie, ihre Stilistik, die Form, die Themen und die ungewöhnliche Verarbeitung des Materials ...] Nicht als ob wir in Bruckner ein epochemachendes Genie erblickten und ihm eine hohe künstlerische Mission zuertheilt wissen wollten, aber er erhebt sich doch hoch über das Durchschnittsmaß der künstlerischen Production unserer Tage und sein Schöpfungen tragen trotz ihrer Auswüchse den Stempel der Genialität." (*).

In einem Feuilleton Robert Hirschfelds in der Wiener Allgemeinen Zeitung Nr. 3553 auf S. 9 über den Musikbetrieb wird gefragt, warum man in den Philharmonischen Konzerten unbedeutende Komponisten wie Fischhof und nicht etwa Bruckner, Grädener oder Fuchs spiele:
"Heiteres und Ernstes aus dem Concertsaale
     Sinn und Auge wenden sich schon den "Novitäten" unter der zerfließenden Schneedecke zu und der Blick schweift ungeduldig über die hartnäckigen "Bösendorfer" hinweg, welche noch den Weg zur auflebenden Natur verstellen. [... über den Liederabend Nicklas-Kempner mit schlechter Programmwahl ... unglückliche Auswahl auch bei den Philharmonikern ... fragwürdige Qualität der Kompositionen von Robert Fischhof ...] Ein Gala=Concert mit Orchester wurde zum Besten des Conservatoriums veranstaltet. Man hätte erwartet, daß das Programm doch zeigen würde, wie Professoren vom Range eines Bruckner, Grädener und Fuchs der Anstalt als Componisten zu hohen Ehren gereichen - doch der Name Fischhof schmückte das Programm mit Gala=Variationen, die wahrlich nicht "zum Besten" des Conservatoriums gehören. Was kann Robert Fischhof noch Alles erreichen, wenn er jemals auch eine wirkliche Fuge sollte schreiben lernen! Dagegen weiß man der rechten Leute nie zur rechten Zeit sich zu erinnern. [... über die Vernachlässigung der Orgel im Musikvereinssaal und des Orgelvirtuosen Labor ... über weitere Konzerte ...]
     Die tapferen Clavierheldinnen und =Huldinnen, welche vielleicht mit einiger Ungeduld die Concertschau bis hieher verfolgten, seien auf einen besonderen Bericht vertröstet. So unermüdlich wie sie geboten werden, kann man Concerte leider nicht beschreiben.
                    Dr. Robert Hirschfeld." (**).

Das Deutsche Volksblatt Nr. 431 bietet auf S. 39 einer beigehefteten Beilage (mit kleinerem Format, separater Seitenzählung und offensichtlich zum Herausnehmen, Sammeln und Binden gedacht) ein Rätsel, dessen Auflösung am 27.3.1890 bekannt gegeben wird: "Diamant-Räthsel von Gustav Young. [... 13 Suchbegriffe für ein auf der Spitze stehendes Quadrat ...] In die obigen 85 Felder sind, um nebenstehende Bezeichnungen zu erhalten, folgende Buchstaben einzutheilen: 7 A, 4 B [...] 2 U und 1 Z. Die horizontal und vertical punktirte Mittelreihe geben Vor= und Zunamen unseres gegenwärtig größten lebenden Musikers." (***).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189003165, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189003165
letzte Änderung: Nov 27, 2023, 9:09