zurück 25.10.1890, Samstag ID: 189010255

Auf die morgige Kirchenmusik, auf deren Programm auch Bruckners »Locus iste« steht, machen aufmerksam

das Deutsche Volksblatt Nr. 651 auf S. 3 des Abendblatts aufmerksam:
     "[Kirchenmusik am Sonntag, den 26. October.] [...] In der Votivkirche um 10 Uhr: Messe in A von Th. Kretschmann, Graduale "Locus iste" von A. Bruckner, Offertorium "Domine Deus" von F. Witt."
[weiter unten in derselben Spalte:]

   "Eine Bruckner=Aufführung. Der wackere Kirchenmusikverein an der Votivkirche, der unter der Leitung seines trefflichen, verdienstvollen Dirigenten Theobald Kretschmann, schon so manche gute That gewirkt, ist der erste Verein, der in der diesjährigen Saison den Namen Anton Bruckner's zu Ehren bringt. Morgen Vormittags führt er des Meisters ergreifendes, in Wien unseres Wissens nur aus den Aufführungen des akademischen Wagner=Vereines bekanntes "locus iste" auf und gibt so den zahlreichen Verehren unseres größten lebenden Componisten wieder einmal Gelegenheit, die tiefe Innerlichkeit, die alle Compositionen des greisen Meisters durchströmt, zu bewundern. Hoffentlich haben wir im Laufe des Jahres des Oefteren Gelegenheit, in der Votivkirche Bruckner zu hören, der Verein ehrt sich damit nur selbst und sein Beispiel wird, so hoffen wir, sicher nicht ohne Nachahmer bleiben." (*),

desgleichen die Neue Freie Presse Nr. 9401 auf S. 5: "Votivkirche um 10 Uhr: Messe in A von Th. Kretschmann, Graduale ("Locus iste") von A. Bruckner und Offertorium ("Domine Deus") von F. Witt." (**),

die Wiener Zeitung Nr. 247 auf S. 4 [identischer Inhalt] (***)

und "Das Vaterland" Nr. 294 auf S. 5 [identischer Inhalt] (°).

Hugo Wolf, der am 24.10.1890 von Mainz (Besuch bei Dr. Strecker vom Verlag Schott) kommend in Köln eingetroffen war und durch Humperdincks Empfehlung bei dessen Schwager Dr. Hermann Wette wohnte, wo er bis zum 26.10.1890 blieb, wird von Wette zu Arnold Mendelssohn mitgenommen, wo er seine Lieder vorträgt und bis 1 Uhr nachts bleibt. Mendelssohn berichtet davon in einem späteren Brief an Ernst Decsey u. a.:
     "Freund Wette brachte mir an einem Samstag abend den bislang dem Namen nach mir unbekannten Hugo Wolf ins Haus. [...] Ich nahm meinen Tee ein und hörte still zu, wie Wolf in sehr entschiedener Weise Brahms verurteilte und Bruckner pries, dessen Symphonie wir jüngst in Köln gehört hatten. Dann ging's ans Klavier. [Wolf beginnt mit dem Vortrag der Mörike-Lieder ...]" (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189010255, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189010255
letzte Änderung: Feb 02, 2023, 11:11