zurück 8.11.1890, Samstag ID: 189011085

Brief Hugo Wolfs an Humperdinck [in Frankfurt]:
    Bruckner habe sich über Wolfs Bericht von Humperdincks Enthusiasmus sehr gefreut. Ob Humperdinck nicht Dr. Strecker [Schott] zur Herausgabe Brucknerscher Werke veranlassen könne? (*).

Tod von Karl Freiherr von Vogelsang. Bruckner notiert [wann genau? November 1890] die Adresse der Witwe (**).

Artikel über die Ehrengabe des Landtags [30.10.1890] im Welser Anzeiger Nr. 45 auf S. 5, signiert "F. R.":
     "Linzer Plaudereien.
[...] über die Ereignisse im Landtag letzte Woche ...] 
     Einen dritten Punkt lebhaften Geredes bildete der Antrag des Bischofes Dr. Doppelbauer, unserem Landsmanne Anton Bruckner, derzeit Hoforganist und Professor in Wien, eine Ehrengabe jährlicher 400 fl. zu bewilligen, welcher Antrag ohne Debatte einstimmig angenomen wurde. Man hat sich gefragt, ob denn der gefeierte Organist sich in einer Nothlage befinde, da man weiß, wie  sparsam unser Landtag mit Geldbewilligungen vorgeht und gerade in der vorhergehenden Sitzung es ablehnte, dem allgemeinen Kranken=Unterstützungsvereine in Wels statt 30 fl., einmal 50 fl. zu bewilligen. Nun freilich macht es einen großen Unterschied, ob ein Mitglied der Linken oder ein Mitglied der Rechten einen Antrag einbringt. Will ein Liberaler einen Antrag sicher durchbringen, so soll er sich für denselben einen klerikalen Antragsteller suchen. So war es auch mit dem Antrage auf eine Ehrengabe für unseren Landsmann Bruckner. Dieser ist nicht in schlechten materiellen Verhältnissen und war es auch nicht, wenigstens seit der Zeit nicht, als er in Wien lebt. Aber es hat sich ein Kreis von Persönlichkeiten gebildet, die dem genannten Tonkünstler eine Stellung sichern möchten, in welcher er nicht mehr gezwungen ist, Lektionen zu geben, sondern, wo er sich der Kunst der Komposition, in welcher er schon so hervorragendes geleistet, ganz widmen könnte. Man schiebt es gewöhnlich auf die Verhältnisse, welche die musikalischen Kritiker in Wien geschaffen hätten, daß so wenig von Bruckner in Wien aufgeführt wird. Aber machen es die oberösterreichischen Arier besser? Wo und wie oft werden denn seine Kirchensachen aufgeführt, und unser Musikverein? Heißt es nicht immer: "Sehr schön, aber nicht zum Aufführen!" Das Land hat übrigens alle Ursache, dem Bischofe dankbar zu sein, daß er den Antrag übernahm und mit so viel Schwung begründete, denn so war eine einstimmige Annahme gewiß. [... über den Fraktionszwang bei Abstimmungen und die Ähnlichkeit mit Erscheinungen der Sklaverei ...] 
            F. R." (***).

Das Fremdenblatt Nr. 307 auf S. 15 ("Graduale (Locus iste) von A. Bruckner") (°),

die Neue Freie Presse Nr. 9414 auf S. 5:
     "[...] Graduale ("Locus iste") von A. Bruckner [...]" (°°),

die Wiener Zeitung Nr. 258 auf S. 7:
"     In der Votivkirche gelangt um 10 Uhr Vormittags zur Aufführung: J. G. E. Stehle: Missa in D, A. Bruckner: Graduale "Locus iste"; Fr. Witt: Offertorium "Domine Deus". (°°°),

das Deutsche Volksblatt Nr. 664 auf. S. 3 des Abendblatts: " - In der Votivkirche um 10 Uhr: Missa in D von J. G. E. Stehle, Graduale (Locus iste) von A. Bruckner, Offertorium (Domine Deus) von Fr. Witt." (#),

das Neue Wiener Abendblatt Nr. 307 (= Neues Wiener Tageblatt) auf S. 4: " - In der Votivkirche um 10 Uhr: Messe in D von Stehle, Graduale Locus iste von A. Bruckner, Offertorium Domine Deus von Fr. Witt." (##)

und die Wiener Zeitung Nr. 258 auf S. 7: "In der Votivkirche gelangt um 10 Uhr Vormittags zur Aufführung: J. G. E. Stehle: Missa in D, A. Bruckner: Graduale "Locus iste"; Fr. Witt: Offertorium "Domine Deus". (###).

weisen auf die morgige Kirchenmusik hin.

Die Mühlviertler Nachrichten Nr. 45 berichten von der Sitzung am 4.11.1890:
       "Von unserem Landtage.
     [... Sitzung am 30.10.1890 ...] In derselben Sitzung wurde der von Abgeordneten beider Parteien unterstützte Antrag des hochwürdigsten Bischofes einstimmig angenommen: Der hohe Landtag wolle dem vaterländischen Tonkünstler Anton Bruckner zum Zeichen der Anerkennung seines dem Lande zu hoher Ehre gereichenden Wirkens eine Ehrengabe auf die Zeit seines Lebens im jährlichen Betrage von 400 Gulden bewilligen. In der Sitzung des 4. November kam das Dankschreiben des Hoforganisten Bruckner, der 1824 in Ansfelden geboren ist, zur Verlesung.
     [...]" (a).

(Zur 48. Stiftungsfeier des Wiener Männergesangvereins ist auch der Philharmonische Verein Temeswar eingeladen (b)).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189011085, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189011085
letzte Änderung: Dez 22, 2023, 13:13