zurück 10.3.1891, Dienstag ID: 189103105

Dr. Max Dietz erwähnt in seiner Besprechung des Gesellschaftkonzerts [vom 8.3.1891] in der Allgemeinen Kunst-Chronik Nr. 6, 2. Märzheft, auf S. 165 auch Bruckner:
"[...] Noch mussten wir Arnold Krug's symphonischen Prolog zu Shakespeare's "Othello" über uns ergehen lassen, eine Zukünftelei von reinstem Wasser, die ihre Wirkung mit allerhand aufgewärmten, von Anderen (Wagner, Bruckner, Massenet) entlehnten Phrasen bestreitet und bei innerster Hohlheit das Ansehen des Tiefsinns sich antäuscht. [... Tadel für das Konzert der Singakademie ...] Dr. Max Dietz." (*).

"Die Presse" Nr. 68 berichtet auf S. 9 von der Trauerfeier am 9.3.1891:
                "Wien, 9. März.
[...]
     [Dr. Franz Ritter v. Miklosich †.] In der Pfarrkirche zu Maria=Treu wurde heute Nachmittags um ¼3 Uhr die sterbliche Hülle des geheimen Rathes Professor Dr. Franz Ritter v. Miklosich eingesegnet. Die Betheiligung an der Leichenfeier war eine der Bedeutung des Verblichenen entsprechende. Um 2 Uhr ging der Trauerzug vom Sterbehause, Josefstädterstraße 11, ab. [... Teilnehmer ... namentlich: Söhne Miklosich, Schwager Dr. Deimel, Rector Hartel, Graf Trauttmansdorff, Graf Abensperg=Traun, Simics, v. Stremayr, Baron Falke, Graf Enzenberg, Ritter v. Hermann, Rittner, v. Inama=Sternegg, Fürst Czartoryski, Baron Helfert, Baron Hye, Prälat Hauswirth, Gögl, Dumba, Ritter v. Cramer, Ritter v. Arneth, Prof. Siegel, Prof. Albert, Hauer, Germann, Gubastow, Prof. Sueß, Dr. Jaques ...] Componist Professor Bruckner, Dr. L. A. v. Frankl u. v. A. Die Einsegnung wurde vom Piaristenpfarrer und hierauf von einem slavischen Priester nach beiden Riten vollzogen. Ehe man den Sarg aus der Kirche trug, executirte der slavische Gesangsverein einen Trauerchoral. Am Grabe auf dem Centralfriedhofe sprach Professor Jagics den Nachruf.
     [Der verbrannte Bart.] Einem unserer ersten Specialisten für Halsleiden, einem sehr liebenswürdigen Professor, der sich nicht nur eines Weltrufes, sondern auch eines langmächtigen Vollbartes erfreut, ist mit dieser seiner Manneszier gestern ein gar böses Malheur passirt. Der Herr Laryngologe verbrannte sich nämlich besagten Vollbart bei dem Anzünden einer Upman Flor so stark, daß ihm gar nichts Anderes übrig blieb, als sich blutenden Herzens stracks in den nächsten Barbierladen zu begeben, aus welchem nach kurzer Zeit ein derart glattrasirter Herr heraustrat, daß er erst seine eigene Visitkarte studiren mußte, um sich von seiner Identität mit dem berühmten Specialisten zu überzeugen. [... hatte Probleme, erkannt zu werden und Einlass zu erhalten ... verfasste darüber ein Gedicht "Vom Barte und dem Zündhölzchen"   ]" (**).
[Bei "Upmann" handelt es sich um eine kubanische Zigarrensorte (vgl. https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/332609/15/0/). Es liegt nahe, hier an Bruckners Arzt Prof. Leopold Schrötter von Kristelli zu denken.]
 
Inhaltlich und sprachlich nahezu identisch ist der Bericht des Deutschen Volksblatts Nr. 782 auf S. 4 (Rubrik datiert "9. März"): " * (Leichenbegängnis des Professor Mikolich †.] [... wie (**)], Componist Prof. Bruckner, Domcapellmeister kaiserl. Rath Preyer, Polizeirath Witt und viele Andere. [... Einsegnung etc. wie oben (**) ...]" (***).
 
Die Neue Freie Presse Nr. 9532 ergänzt ihren Bericht auf S. 5 noch durch Details zu den liturgischen Besonderheiten: "[Leichenbegängniß.] Heute Nachmittags hat unter zahlreicher Betheiligung das Leichenbegängniß des Geheimrathes Professors Dr. Franz R. v. Miklosich stattgefunden. [... Aufzählung der anwesenden Prominenz wie (**) ...], Componist Professor Bruckner, Dr. L. A. v. Frankl u. A. Die Einsegnung [... in lateinischer und kirchenslavischer Sprache ... Erklärung dazu ... Kondolenzen etc. ...]" (°).


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189103105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189103105
letzte Änderung: Nov 20, 2024, 22:22