zurück 10.4.1892, Sonntag ID: 189204105

Die Musikalische Rundschau Nr. 11 berichtet auf S. 91 vom Philharmonischen Konzert [am 3.4.1892]:
"                Wiener Concerte.
Das letzte Concert der Philharmoniker verkündete den officiellen Abschluss der Concertsaison. Das Programm zeugte das gewohnte Alltagsgesicht: es entholet nur drei Werke. [... Schumanns "Braut von Messina", A-Dur-Serenade von Brahms (im Publikum Schweigen und Zischen)... Beethovens "Eroica" ...]. Die Philharmoniker haben unter Richter's Leitung zu gemässigt und ruhig gespielt, so dass auch z. B. Meister Bruckner nach dem ersten Eröffnungssatze sein Haupt schüttelte und meinte: "Na, so hat sich der Beethoven seine Symphonie nit gedacht." Wenn Welten zusammenstürzen, geht es kaum so wohlanständig zu, wie uns Herr Richter hat glauben machen wollen. [... "zahme Aufführung" ...]. So schloss denn das Concert ohne irgend eine sensationelle Rede. [... über Liederabende etc. ...]" [die Kopie der folgenden Seite mit einer mutmaßlichen Signatur ist nicht vorhanden] (*).

Besprechung des Konzerts vom 27.3.1892 (mit dem »Ave Maria« [WAB 6]) durch Josef Stolzing in der Ostdeutschen Rundschau Nr. 15 auf S. 6:
"               Concerte.
     Manches Neue brachte uns das letzte Concert des "Schubertbundes", aber es war nicht allzuviel Gutes darunter. [... Lob für die Ausführenden und Adolf Kirchl ...]
     Vieles Schöne bot die Musikaufführung des "Akademischen Gesangvereines" am 27. März d. J. Es gelangten zur Aufführung [... Beethoven, Schubert, Richard Wagner ...] und der achtstimmige Chor "Ave Maria" von Anton Bruckner. Der letzte Chor wurde von Bruckner im Jahre 1861 componirt zur Aufführung in Linz. Schöne Stellen enthält der Männerchor mit Baritonsolo, Orchester und Orgel von Eduard Grieg "Landkennung", [... Henriette Standthartner, Franz Neidl ... zwiespältiges Urteil zu Graf Zichy ...]
     Wir wissen nicht, welche Gründe den "Akademischen Gesangverein" bewogen, so warm für die Producte des Dilettantismus eines ungarischen Grafen einzutreten. Warum aber brachte der Verein, nachdem ihm solche künstlerische Kräfte zu Gebote standen, nicht eine Messe von Bruckner oder ein Oratorium Lißt's zur Aufführung? – Besonders dem greisen Meister Bruckner wäre der Verein eine solche That schuldig, da derselbe mit Recht alles für die Verbreitung und Anerkennung seiner Werke von der Jugend und vor allem von seinen lieben "Gaudeamus" erwartet.        Josef Stolzing." (**).

"Das Vaterland" Nr. 101 berichtet auf S. 5 von der Fastenpredigt am 9.4.1892:
"Feierlicher Schluß der Abendvorträge für Männer bei St. Augustin.
     Das alte Mahnwort, daß "was vom Herzen kommt, zum Herzen dringt", machte sich in den Abendvorträgen des hochw. P. Heinrich Abel S. J. von Tag zu Tag in gesteigertem Maße geltend. [... ausführliche Beschreibung der Predigt ...]
     Se. Eminenz der Cardinal Fürsterzbischof Dr. Anton Gruscha, welcher diesem Schlußvortrage beigewohnt hatte, bestieg nun die Kanzel, um den versammelten tausenden katholischen Männern den apostolischen Segen zu ertheilen: [...]
     Am Hochaltare stimmte dann Se. Eminenz das Tedeum an und schloß diese Gnadentage mit dem sacramentalen Segen
     Meister Bruckner präludirte und begleitete auf der Orgel das Fastenlied und Tedeum. Großen Dank verdient der hochw. Herr Pfarrer bei St. Augustin, geistlicher Rath Msgr. Carl Dörfler, dessen freundliches Entgegenkommen diese unvergeßlichen heilbringenden Tage ermöglichte. [... Text des Telegramms an den Papst und von dessen Antwort ...]" (***).

 


Zitierhinweis:

Franz Scheder, Anton Bruckner Chronologie Datenbank, Eintrag Nr.: 189204105, URL: www.bruckner-online.at/ABCD-189204105
letzte Änderung: Okt 01, 2023, 19:19